29.09.2020

eine kleine Geschichte: Polymerwissenschaftler

Eine kleine Geschichte von Zhang Pan, dem Kunststoffforscher aus einem FAZ Bericht

Zhang Pan blickt auf seinen Labortisch voller Kunststoffteile. Zhang Pan ist 24,  Polymerwissenschaftler und wollte sich auf Kunststoffe für den Automobilbau spezialisieren. Kunststoff, das sind Tausende winziger aneinander liegender Moleküle, die Autos stabil und dennoch so leicht machen, dass ein sauberer, aber schwacher Elektromotor diese eintausend Kilometer fortzubewegen vermag, ohne nachzuladen.
Moleküle lassen sich allerdings auch wieder voneinander trennen. Es braucht nur einen Laser, der die Verbindung zerschneidet. So kommt es Zhang dieser Tage vor, denn gerade zerfällt die Welt auch für ihn: in der einen haben Chinesen keinen Zutritt, in der anderen hat China das Sagen.

In Zhangs Lebensplan war das so nicht vorgesehen. Nach der Sichuan-Universität, in der er gerade sein Studium beendet hat, wollte er sich an einer der amerikanischen Hochschulen promovieren, die ihm ein Stipendium angeboten haben. In den Vereinigten Staaten lehren die besten Kunststoffwissenschaftler der Welt. Doch im Frühjahr hat Zhang den Namen seiner Hochschule aus Sichuan in der sogenannten „Entity List“ wiedergefunden, die das Washingtoner Handelsministerium erstellt hat. Die schwarze Liste untersagt die Zusammenarbeit mit 158 chinesischen Universitäten, Unternehmen und Privatpersonen. Warum die Sichuan-Universität dazu zählt, ist unklar. Vielleicht hat es mit Atomwaffen zu tun, die Chinas Militär angeblich in Uni-Nähe entwickelt.

Auch der chinesische Technologiekonzern Huawei steht auf Amerikas schwarzer Liste. Auf dem Firmencampus in Shenzhen arbeitet Zhang Pan jetzt. Den Plan mit dem Doktorandenstipendium in Amerika hat er auf Eis gelegt, er hat die überaus berechtigte Sorge, kein Visum zu erhalten.

Stattdessen entwirft er nun für Huawei „wearable devices“. Fitnessarmbänder etwa, von denen nicht klar ist, wo sie später einmal verkauft werden dürfen. Überall auf der Welt? Oder nur im chinesischen Einflussbereich?

Während seines Studiums in China hat sich Zhang Pan für Huawei eigentlich nie groß interessiert. Doch seitdem Amerika begonnen hat, das Unternehmen mit Sanktionen kaputtzuschießen, spürt er eine patriotische Pflicht. Der Konzern investiere viel in die Entwicklung, ohne das Technologieunternehmen werde Chinas Forschungslandschaft zerstört. Ein Freund hat ihn zu der Stelle gedrängt, es ist nicht das, was sich Zhang vorgestellt hat. Doch das Gehalt ist gut. Er würde immer noch lieber forschen, vielleicht bei der Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland. „Oder an einer guten Universität in China.“

Definiert man den China freundlich gesinnten Teil auf der Welt anhand der Länder, die laut Pekinger Angaben bei Chinas Außenpolitikinitiative „Gürtel und Straße“ mitmachen wollen, zählen Stand heute 138 Staaten dazu. Färbt man sie auf der Weltkarte ein, ballen sie sich vor allem im Osten und Süden der Erde.

Ist das schon die geteilte Welt? Schon lange bevor Washington den chinesischen Apps Tiktok und WeChat den Bann angedroht hat, hatten viele Chinesen zwei Telefone: Auf dem iPhone waren westliche Programme wie Facebook und Whatsapp installiert, die in China gesperrt sind. Auf dem Zweitgerät von Huawei zeigt der Startbildschirm Baidu Research anstelle von Google Scholar, Weibo statt Twitter, Didi statt Uber. Die Restaurantbewertungsapp Yelp mit 180 Millionen Nutzern spielt in China keine Rolle, wo 450 Millionen Menschen die Gourmetkritiken auf Dianping lesen, auf dem man auch Essen bestellen kann.

Ein Gegenstück zur Bezahlapp Alipay gibt es auf den westlichen Smartphones nicht, weshalb das Unternehmen mit über 200 Milliarden Dollar bewertet werden könnte, wenn es bald an die Börse geht – in Shanghai und Hongkong, nicht in New York.

Eine glatte Scheidung der Supermächte ist eigentlich undenkbar. Es ist ja nicht einmal klar, ob das Schlagwort vom neuen „kalten Krieg“ zutrifft auf den Konflikt der Gegenwart. Schließlich war die Sowjetunion vor vierzig Jahren nicht Amerikas größter Handelspartner und nicht sein zweitgrößter Gläubiger. Die schnurlosen Telefone, in die der Außerirdische Alf in den 80er Jahren im Fernsehen seine Witze machte, wurden nicht im Kaukasus zusammengeschraubt, so wie Apples iPhones in den Fabriken in Chinas südlicher Provinz Guangdong. Die hat eine größere Wirtschaftskraft als Spanien und ein paar der aufregendsten Technologiefirmen der Welt hervorgebracht.

Vor der Ikone amerikanischer Popkultur, dem Disneyland in Shanghai, stehen Chinesen in langen Schlangen, um hinter dem Zaun die weißhäutige Cinderella zu besuchen. Ein paar hundert Meter weiter steht das Verwaltungsgebäude der Shendi-Gruppe, die 57 Prozent der Anteile am Park hält und dem chinesischen Staat gehört. Drinnen gibt an der Wand die Firmenzelle der Kommunistischen Partei Auskunft über das gemeinsame Mitarbeiterstudium der „Ideen Xi Jinpings des Sozialismus chinesischer Prägung im neuen Zeitalter“. Die müssen laut einem neuen Gesetzentwurf nun auch alle ausländischen Professoren und Lehrer im Land erlernen. Wer als Lehrkraft die „nationale Souveränität“ und „Ehre“ Chinas in Frage stellt und die Unterdrückung der muslimischen Minderheit in Xinjiang thematisiert, bekommt Probleme. Ausgenommen vom Gesetz sind angeblich die Auslandsschulen Russlands, Pakistans und Deutschlands.

Die Haupstadt der Provinz Xinjiang heißt im Chinesischen Wulumuqi, in Shanghai ist eine Straße im Konsulatsviertel nach ihr benannt. Der neue, kalte Wind im Verhältnis West gegen Ost erweist sich als heiß und schwül an diesem Vormittag. In der Vertretung Amerikas lassen die Fenster zum Glück kaum Sonnenlicht herein. Neben der Eingangstür hängt auf dunklem Holz hinter Glas das Sternenbanner. Die Fahne habe das letzte Mal vor der Schließung des Konsulats im Mai 1950 geweht, heißt es in der Inschrift darunter. Damals, als Maos Volksbefreiungsarmee die Amerikaner für fast dreißig Jahre aus dem Land hinauswarf.

Im Saal sitzt der Konsul und erklärt die neue Kampflinie. Als er hier am 4. Juli den amerikanischen Unabhängigkeitstag feierte, hatte er keinen Regierungsvertreter Chinas eingeladen. Es wäre wohl auch keiner gekommen. Vor ein paar Wochen konnten die Chinesen in der Zeitung lesen, dass im Weißen Haus über ein Einreisebann nach Amerika für die 92 Millionen Mitglieder der Kommunistischen Partei und deren Familienangehörigen nachgedacht werde, was insgesamt rund 270 Millionen Chinesen betreffen würde. Über den Inhalt des Gesprächs im Schanghaier Konsulat darf nicht berichtet werden, doch wer nach zwei Stunden den Eingang wieder passiert, hat das Gefühl, dass in China womöglich bald das nächste Sternenbanner eingeholt werden muss.

Konsulate schließen
Das amerikanischen Konsulat in Chengdu ist schon geschlossen – als Vergeltung dafür, dass in Amerika die Chinesen ihre Vertretung in Houston räumen mussten. In Hongkong hat Washington chinesische Kader mit Sanktionen belegt, nach denen diese bald wohl nirgendwo auf der Welt mehr mit Kreditkarte zahlen können. China wiederum hat in Hongkong einen amerikafreundlichen Zeitungsverleger wegen der „Kollusion mit ausländischen Kräften“ verhaften lassen.


Öffnen Chinesen in der Technikmetropole Shenzhen dieser Tage auf ihrem Smartphone die App „Portemonnaie“, guckt sie plötzlich Mao an. Haben die Nutzer die App von der Construction Bank heruntergeladen, ist das Konterfei des Revolutionärs und Republikgründers auf dem digitalen Yuan-Schein blau, bei der App der Agricultural Bank ist Mao grün. Die Zahl vor dem Kopf gibt das gespeicherte Vermögen an, darunter stehen Funktionen: Barcode scannen, um zu bezahlen, Geld überweisen, ein QR-Code, um Geld zu empfangen: Seit dieser Woche testen Chinas vier große Staatsbanken die Digitalversion des Yuan.

In Zukunft sollen die Chinesen ihr gesamtes Vermögen inklusive Bargeld in den digitalen Yuan umwandeln können, für dessen Benutzung es dann noch nicht einmal ein Bankkonto braucht. Wollen zwei Nutzer Geld tauschen, müssen sie dafür mit Hilfe der NFC-Funktion nur ihre Telefone aneinanderhalten. Am Freitag weitete die Zentralbank das Testfeld aus auf eine riesige Region um Peking, das Jangtse-Delta um Schanghai sowie weite Teile im Süden und Westen des Landes.
Digitale Mao-Scheine

Hat China erst einmal sein Bargeld vollständig abgeschafft, sollen seine Handelspartner in der Welt mit dem digitalen Mao-Schein zahlen. In den Regionen, mit denen China schon heute eng verflochten ist wie Afrika, dem Nahen Osten und Südostasien, könnten Pekings Banken Geldautomaten aufstellen und elektronische Kassensysteme in Supermärkten und Kaufhäusern in Kairo, Lagos, Dubai und Manila, mit denen in der chinesischen Digitalwährung bezahlt werden kann. In Ländern, in denen Chinas Staatskonzerne im Rahmen der „Gürtel-und-Straße“- Initiative viel Geld in den Bau neuer Brücken und Häfen investiert haben wie Pakistan und Malaysia, könnte Peking auf die Rückzahlung der Schulden in Digital-Yuan bestehen, um die Verbreitung der Währung zu fördern – auf Kosten Amerikas. Irgendwann wäre dann in der Welt die „Hegemonie des Dollars“ beendet, wie Chinas Staatsmedien hoffen.

Was kommt als Nächstes? Ein Finanzkrieg, in dem die Amerikaner chinesische Banken vom Bezahlsystem Swift und damit vom Weltgeschehen abschneiden? Muss Apple in China bald ausschließlich Chinesen beschäftigen und seine Gewinne im Land reinvestieren? Vielleicht versetzt davor schon Washingtons Wechat-Bann Apples China-Geschäft den Todesstoß, falls der Konzern die unverzichtbare Super-App nicht mehr auf seinen iPhones anbieten darf, woraufhin laut einer Umfrage unter 1,2 Millionen Chinesen auf Weibo 95 Prozent davon auf ein Android-Gerät umsteigen wollen.

Noch hoffen die Chinesen darauf, dass sich nach einer Abwahl des aktuellen amerikanischen Präsidenten im November das Verhältnis zu Amerika wieder beruhigt. Wer in Amerika einen Platz an einer der berühmten Universitäten ergattert habe, gebe seinen Traum vom Abschluss noch nicht auf, sagt Chen Qijyun, der seit 15 Jahren in Shanghai Studienplätze in Übersee vermittelt. „Die Eltern von Schülern in der zehnten und elften Klasse gucken sich jedoch nach Alternativen zu Amerika um.“

Dass der Planet in „zwei Welten“ zerfalle, so titelt auch „China Daily“. Das Parteiblatt macht dafür die Amerikaner verantwortlich, was in den Vereinigten Staaten naturgemäß anders gesehen wird. Doch im Ergebnis ist man sich einig. „Zwei feindliche Wirtschafsblöcke entstehen“, warnt die „Harvard Business Review“. Wollten sie nicht auf einer der schwarzen Listen Washingtons oder Pekings landen, müssten amerikanische Unternehmen und solche, die in Amerika Geschäfte machten wie die deutsche Industrie, sich aus Hongkong zurückziehen, ihre Produktion aus China in „politisch sicherere Länder“ verlegen, die Zusammenarbeit mit „chinesischen Unternehmen und Universitäten neu bewerten“ sowie Investitionen im anderen Block überdenken.

Beim deutschen BASF-Konzern dürfte der Denkprozess lange dauern. In den Vereinigten Staaten hat er im vergangenen Jahr Chemie für rund 18 Milliarden Euro verkauft, in China nur für 7 Milliarden. Aber das Wachstum, was das Unternehmen aus Ludwigshafen in den kommenden Jahre global erwirtschaften will, dürfte wohl zu zwei Drittel aus der Volksrepublik stammen, erwarten die BASF-Manager. Im südchinesischen Guangdong bauen sie gerade für 10 Milliarden Dollar Produktionsanlagen, die 2030 fertig sein sollen. Als BASF-Chef Martin Brudermüller vor zwei Jahren in Berlin den Plan unterzeichnete, stand hinter ihm die deutsche Kanzlerin und Chinas Ministerpräsident.

Für Volkswagen wäre es noch desaströser, geriete der Konzern im Streit der Supermächte unter die Räder. Auf dem chinesischen Automarkt, auf dem im vergangenen Jahr rund 9 Millionen Autos mehr als in Amerika verkauft wurden, ist der deutsche Hersteller Marktführer. In den Vereinigten Staaten führt er die Rangliste nur bei den Strafzahlungen an. „Wir können und wollen uns eine solche Situation nicht vorstellen“, sagt ein VW-Manager.

Doch die Situation könnte früher kommen als gedacht. Europäische Wirtschaftsverbände halten es für möglich, dass Washington bald ausländische Unternehmen mit Sanktionen belegt, die in Chinas westlicher Provinz Geschäfte betreiben, wo Tausende von Menschen mit muslimischen Glaubens in Umerziehungslagern gehalten werden. Rund 50 chinesische Unternehmen hat Amerika wegen deren „Unterstützung der Repression“ auf seine schwarze Liste gesetzt. Bald könnten ausländische Firmen dazukommen.

Spreche man hingegen VW-Leute darauf an, wie lange der Konzern in Xijiang noch sein umstrittenes Werk betreiben wolle, komme nur Schweigen, heißt es in Peking. Angesichts dessen, dass das Weiße Haus im vergangenen Jahr europäische Autohersteller schon allein wegen deren Importe als „Bedrohung der Nationalen Sicherheit“ Amerikas bezeichnet hatte, seien sich die Deutschen des Risikos offensichtlich nicht bewusst, das ihnen in ihrer „zweiten Heimat“ drohe.

Der aktuelle Konflikt baut Fronten auf. 96 Prozent aller Chinesen verspürten gegenüber Amerika „Abneigung“, teilte das Außenministerium in Peking mit. 97 Prozent befürworteten „Gegenmaßnahmen“. Das chinesische Volk sei „geschlossener und patriotischer“.
Foto: Neueröffnung

Parallel dazu warten gerade hunderte junge Chinesen viereinhalb Stunden lang auf den Höhepunkt der Woche: dann öffnete eine Filiale von „Shake Shack“ ihre Pforten – eine schwer angesagte Hamburger-Kette aus New York. Zhang Pan ist einer von ihnen, der geduldig wartet, trotz Regen.

27.09.2020

Sommergewitter

Anders als in Deutschland, wo Sommergewitter auch Abkühlung versprechen, gab es hier in Shanghai in diesem Jahr einige imposante Gewitter, deren Blitze wirklich so aussahen, wie dieser Fotograph einfangen konnte, aber keinerlei Erleichterung von der grossen Hitze. Jetzt endlich aber steht der (kurze) Herbst vor der Tür.
Foto: ungelogen, Quelle: siehe oben


25.09.2020

tech neck

Form follows function gilt auch für den Körperbau und inzwischen wird der "Tech neck" oder "Nerd Neck" (auf Deutsch "Handy Nacken") uns wohl bald zu der Spezies Homo oeconomicus smartphoniensis werden lassen: Weil die Bänder im Halsbereich den immer schwerer nach unten ziehenden Kopf halten müssen, werden die Knochen der Wirbelsäule mitwachsen.
Foto: Tech-Neck Generation 2000
 Ich spüre es definitiv auch - es ist natürlich kein ganz neues Phänomen, oft auch als "Geiernacken" bezeichnet und die Folge einer Rundrücken-Haltung am Schreibtisch und Computer. 
Der Blick auf das Handy verstärkt diese Entwicklung weiter, denn findet meist in einem steileren Neigungswinkel statt... www.youtube.com/uebungengegenNerdneck
Quelle: www.sueddeutsche.de/aerzte-warnen-vor-dem-smartphone-nacken

23.09.2020

Fahrstuhl-Werbung

In Zeiten, in denen fast alle nur noch auf ihr Smartphone schauen, fragt man sich im Marketing schon länger, welche anderen Wege der Ansprache überhaupt noch funktionieren. In China ist es vielleicht die Fahrstuhl-Werbung, denn es wird viel vor und auf Aufzügen gewartet, so dass fast vor jedem Fahrstuhl Bildschirme oder LED Plakate hängen.
Unser Unternehmen nutzt diese Werbeflächen auch, um z. B. auch Compliance Themen hinzuweisen. Allerdings bin ich die einzige, die hinschaut, hihi, denn ich finde die Animation ganz nett und den Versuch, das Thema mit historischen Analogien zu verbinden. Leider "Chinese only".
Foto: Fahrstuhl-Aufklärung 

21.09.2020

Punkte sammeln

Parteimitglieder in unserem Unternehmen oder zukünftige, die sich in der Ausbildung befinden, wurden kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass das "Loyalitäts-Ranking" nicht ausreichen würde. Seitdem gibt es eine klare Aufgabe: jeden Tag mindestens 30 Punkte sammeln auf der Regierung-App.
Kollegin S., die sich in der Ausbildung befindet und sich erst ein bisschen darüber aufgeregt hat, was sie noch alles machen muss, ist nach ein paar Wochen ganz begeistert. Denn die Regierung-App ist gut gemacht, bietet vielfältige Informationen und Lernmöglichkeiten und hat den Vorteil "man muss nur noch auf eine App gucken, um alles Wichtige erfahren zu haben."
Foto: App
Da kann man in verschiedenen Rubriken etwas über die Aktivitäten des Staatspräsidenten lesen, hören und als Video anschauen (erste Inhaltspunkt), dann folgen andere nationale und internationale Nachrichten und Kommentierungen, Wirtschaft, Wetter, lokalen Nachrichten, Nachrichten vom Lande, wo jeden Tag ein "Nationalheld" vorgestellt wird, Sport, Kunst und Kultur. Im Bereich "Lernen" gibt es Informationen und Spiele, die Chinesisch Zeichen erklären oder Englisch vermitteln. Alles immer als Text- und Audiodatei, oft auch als Video. Einige Artikel sind zweisprachig, so dass Kollegin S. mir jetzt immer einige interessante Informationen weiterleiten, damit ich mehr Einblicke zu China erhalte. Und ich kann bestätigen, die Informationen sind genauso "gefärbt" wie in den westlichen Medien, wenn man sich nur auf einem Nachrichtenportal informiert.

Punkte sammelt man, wenn man einen Artikel vollständig gelesen hat (1 Punkt). Wenn man ihn weiterleitet, "liked" oder kommentiert, gibt es mehr Punkte. Wieviele genau, hängt wohl auch davon ab, um welchen Artikel es sich handelt, aber bei "lesen & liken" eines Artikels sind es meist schon 10 Punkte, so dass die Aufgabe, 30 Punkte pro Tag zu sammeln, keine grosse Herausforderung ist.

Nun kommt dann allerdings der chinesische Ehrgeiz dazu: Wer will schon am Minimum-Level arbeiten? Also wird jetzt gelesen, geliked, kommentiert und weitergeleitet, um auch im persönlichen Vergleich gut da zu stehen. Und schliesslich ist es ja Teil des Arbeitsauftrages und eine willkommene Möglichkeit, langweilige Meetings oder Leerzeiten sinnvoll zu nutzen.
Foto: 854 Punkte in 6 Tagen


19.09.2020

Coca Cola Nostalgie

Kürzlich bei einer Videoabnahme in einem production house gab es mini Cola Flaschen, die auch bei älteren chinesischen Kollegen (und damit meine ich Mitte bis Ende 30) viel Erinnerungen aus ihren Kindheitstagen hervorriefen, denn es war eines der ersten westlichen Produkte, die es nach China schafften.
Foto: Nostalgie Flaschen


http://german.chinatoday.com.cn/2018/wirtschaft/cocacola: Coca-Cola trat bereits 1927 erstmals in den chinesischen Markt ein. Damals wurde Shanghai zu einem der wichtigsten Absatzmärkte der Marke. Hier gründete der Getränkehersteller aus dem fernen Amerika seine erste Fabrik auf chinesischem Boden.
Zu jener Zeit war Watsons Water für die Abfüllung des Getränks verantwortlich. Nach nur sechs Jahren, also im Jahr 1933, hatte sich die Shanghaier Fabrik zur größten Abfüllanlage des Unternehmens außerhalb der Vereinigten Staaten gemausert. 1948 knackte Shanghai dann als erster ausländischer Markt die Jahresumsatzmarke von einer Million Coca-Cola-Standard-Boxen, was 24 Millionen Flaschen entsprach. Dann aber verschwand das Kultgetränk aus bekanntlichen Gründen in den darauf folgenden 30 Jahren vom chinesischen Festlandmarkt.

1978 entschied sich China für eine neue Reform- und Öffnungspolitik einzuführen. Zeitgleich fanden bereits zwischen Coca-Cola und Chinas nationaler Import- und Exportgesellschaft für Getreide und Öle (China National Cereals, Oils and Foodstuffs Corporation, kurz COFCO) Gespräche statt. Damit war der Getränkehersteller das erste ausländische Unternehmen, das nach Chinas Einführung der Reform- und Öffnungspolitik in den chinesischen Festlandmarkt einstieg.

Auf Grundlage der Vereinbarung zwischen Coca-Cola und der COFCO führten die USA ein Kompensationsmodell für den Handel und neue Verfahren der Zahlungsabwicklung ein, um chinesischen Großstädten und Tourismusgebieten Anlagen zur Abfüllung von Coca-Cola-Flaschen und -Dosen bereitzustellen. Darüber hinaus wurden in China spezielle Abfüllanlagen errichtet und lokalisierte Produkte angeboten. Bevor die Abfüllanlagen standen, wurde der Verkauf der Produkte von 1979 an zunächst von der COFCO per Sendung arrangiert. Mit Unterstützung der Hongkonger Wufeng-Bank fand die erste Lieferung von 3000 Boxen Coca-Cola-Flaschen Ende 1979 von Hongkong aus ihren Weg in Chinas Hauptstadt Beijing.

Nachdem Coca-Cola auf das chinesische Festland zurückgekehrt war, lag das Hauptaugenmerk erst einmal auf der Auswahl eines geeigneten Werkstandortes. Die USA schlugen Shanghai vor, weil die Metropole eine lange Historie mit dem amerikanischen Getränk verband. Aber in der Anfangsperiode der Reform und Öffnung herrschten in China noch immer vielerorts Vorbehalte aus „linken“ politischen Überlegungen vor, und Shanghai zeigte deshalb keine Absicht, eine amerikanische Fabrik in der Stadt zu gründen.

Im April 1981 wurde schließlich mit Unterstützung von Lin Hujia, dem damaligen Parteisekretär der Stadt Beijing, eine Abfüllanlage in einem alten Gebäude der Beijing Roast Duck Factory, einer Tochtergesellschaft der COFCO, aufgebaut. Um die Wasserqualität sicherzustellen, stellte Coca-Cola der Fabrik in Beijing ein Wasserreinigungssystem für die Umkehrosmose zur Verfügung. Das war zu dieser Zeit die fortschrittlichste Wasseraufbereitungsanlage der Welt, die nur in wenigen Ländern im Einsatz war.

Dem Kooperationsvertrag entsprechend installierte Coca-Cola schließlich eine vollautomatische Abfüllanlage, die bis zu 1200 Flaschen pro Minute abfüllen konnte. Das entsprach damals dem fortschrittlichen Niveau der westlichen Länder. Und China gab jedes Jahr 300.000 US-Dollar aus, um den konzentrierten Coca-Cola-Sirup zu kaufen.

Während der Installation und Testphase der Abfüllanlage entsandte Coca-Cola mehr als 180 Experten und Techniker nach Beijing, um die Installation der Maschinen und die Ausbildung chinesischer Techniker zu unterstützen. Unter Berücksichtigung der Fähigkeiten der chinesischen Mitarbeiter, der Bedürfnisse des chinesischen Marktes und der Anforderungen an Wartung und Reparatur wurden in der Anfangsphase zunächst nur 300 Flaschen pro Minute produziert. Coca-Cola rechnete ursprünglich mit Investitionen in Höhe von 600.000 US-Dollar. Letztendlich erreichten die Ausgaben jedoch beinahe eine Million Dollar.

Die Coca-Cola-Fabrik in Beijing wurde zum Aushängeschild und Vorbild für die gesamte chinesische Getränkeindustrie. Zahlreiche Besucher aus der chinesischen Getränke- und Pharmaindustrie kamen, um die Anlage in Augenschein zu nehmen und zeigten sich tief beeindruckt vom strengen Qualitätsmanagement der Amerikaner. Bis heute gelten Umkehrosmose-Wasseraufbereitungsanlagen und eine Produktionsleistung von mehr als 1000 Flaschen pro Minute als nationaler Standard in der chinesischen Getränkeindustrie.

In den darauf folgenden Jahren folgten weitere Coca-Cola-Abfüllfabriken in Guangzhou und anderen chinesischen Städten. Und 1988 eröffnete der Traditionsbetrieb schließlich in Shanghai seine erste chinesische Fabrik für konzentrierten Coca-Cola-Sirup. Seither werden alle Getränkekonzentrate für die Coca-Cola-Abfüllanlagen auf dem chinesischen Markt aus Shanghai geliefert.

Obwohl Coca-Cola zu jener Zeit im Ausland einen guten Ruf genoss, blieben die Umsätze auf dem chinesischen Festlandmarkt nach der Rückkehr des Unternehmens zunächst hinter den Erwartungen zurück. Damals betrug das durchschnittliche Monatsgehalt der Arbeiter in Beijing 40 bis 50 Yuan. Eine Flasche Coca-Cola war mit einem Preis von 0,45 Yuan damit vergleichsweise teuer. Viele Verbraucher blieben deshalb lieber bei bekannten inländischen Limonaden wie dem Getränk Arctic Ocean, das nur mit 0,15 Yuan pro Flasche zu Buche schlug.

Um den Markt so schnell wie möglich zu erschließen, startete die Beijinger Coca-Cola-Filiale eine groß angelegte Werbekampagne in allen großen Kaufhäusern der Hauptstadt. Die Verbraucher erhielten einen Ballon oder ein Paar Essstäbchen als Geschenk, wenn sie eine Flasche Coco-Cola kauften. Die Aktion sprach sich schnell herum und wurde zum Erfolg, auch weil Coca-Cola das erste ausländische Unternehmen war, das seit der Reform und Öffnung auf derartige Promotion setzte.

Im selben Jahr strahlten 18 chinesische Fernsehsender Werbeclips von Coca-Cola aus. Danach waren Anzeigen von Coca-Cola im ganzen Land zu sehen. Zugute kam dem US-Konzern zudem, dass eine wachsende Zahl von Chinesen Gefallen an der unbeschwerten und entspannten westlichen Freizeitkultur fand, für die Coca-Cola stand. Die Marke stieß auf zunehmende Akzeptanz bei der chinesischen Käuferschaft.

Mittlerweile liegt die Rückkehr Coca-Colas auf den chinesischen Festlandmarkt über 40 Jahre zurück. Inzwischen hat sich China zum weltweit drittgrößten Markt für das US-Unternehmen gemausert.

Seither ist Coca-Cola in China allgegenwärtig und war auch bei vielen Großereignissen als Sponsor vertreten, die als Meilensteine der Reform- und Öffnungspolitik gelten, darunter allen voran die Asienspiele 1990 sowie die Sommerolympiade 2008 in Beijing.

Um als Getränkehersteller im internationalen Wettbewerb möglichst breit aufgestellt zu sein, ist es heute notwendig, einen breitgefächerten Getränkemix im Sortiment zu führen, um möglichst vielen Alltagsbedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden. Coca-Cola hat im Management seiner Hauptmarke weltweit großes Geschick bewiesen und stets den richtigen Ort für seine Warenlieferung gewählt. Doch während die Hauptmarke Coca-Cola sich international an die allgemeine Situation anpassen muss, haben die lokalen Untermarken den Vorteil, in Sachen Marketing bestimmte Einzelpunkte anvisieren zu können. So setzte Coca-Cola China zum Beispiel erfolgreich auf den Slogan „Share a Coke“, um Chinas Ein-Kind-Generation anzusprechen. Man sei zwar alleine, aber nicht einsam, so die Werbebotschaft.

Bis heute hat Coca-Cola bereits 13 Milliarden US-Dollar in China investiert, 45 Fabriken gegründet und 45.000 Mitarbeiter direkt beschäftigt. China für Coca-Cola ist zum weltweit größten Markt für Softdrinks geworden. Der Umsatz des Unternehmens in China lag im ersten Halbjahr 2018 bei mehr als 20 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 2,9 Milliarden US-Dollar.

17.09.2020

Giraffendoktor

Es gibt nichts umsonst, die Zeiten von echten "Freebies", Gratisgeschenken, ist definitiv vorbei. Zumindest muss man im Austausch immer irgendeinen QR Code scannen, sich registrieren und dem Account folgen. Die Chinesen nehmen das gern auf sich und ganz gelassen, denn eine Registrierung geht ruck-zuck, das spätere Löschen auch wieder, besonders wenn es so ein nettes Geschenk ist wie die Aufblas-Giraffe, die man dann sogar kostenlos zum Wiederaufblas-Doktor bringen kann.
Foto: Giraffendoktor

15.09.2020

eine kleine Geschichte: Mopetenfahrerin

Eine kleine Geschichte von Frau Sun, der rasanten Mopetenfahrerin

Frau Sun fährt auf Zweirädern so lange sie denken kann. Erst beim Opa auf dem Fahrrad hinten, dann bei Mama auf dem Trittbrett des ersten Mopeds vorn. Nun hat sie schon lange ihren eigenen Scooter und könnte sich längst ein Auto leisten. Aber ein Auto zu fahren, kann sich Frau Sun nicht vorstellen. "Dafür braucht man ja extra einen Führerschein", sagt sie "und steht dann doch nur im Stau." Nein, sie liebt ihre Mopete und das Fahren zwischen und an den Autos vorbei mit dem Fahrtwind im Gesicht. "Wenn ich es vermeiden kann", sagt sie "versuche ich nicht anzuhalten." Sie grinst und gibt zu, dass es jetzt ein wenig schwerer geworden ist mit den vielen zusätzlichen Kameras und Polizisten, aber "ich bin schnell, mein Nummernschild ist klein und ich fahre nie ohne Mütze" sagt sie schelmisch.
Foto: Fussschleifer

Besonders beeindruckend finde ich die lässige Beinhaltung der Chinesen auf den Mopeds, egal ob abgestellt, angewinkelt, hochgelegt oder knapp über der Fahrbahn schleifend. Frau Sun grinst wieder und glaubt "ja, wir sind Weltmeister im Moped fahren, mit oder ohne Ladung. Und können prima Balance halten. Das Lernen wir von kleinauf und können ja auch alle noch Fahrrad fahren". Das betont sie, weil sie gehört hat, dass es in vielen Ländern nicht mehr der Fall ist.

Wenn sie keine Ladung auf dem Trittbrett transportiert, die sie mit den Beinen sichern muss, ist ihre bevorzugte Beinhaltung die ausgestreckten Beine. "Damit kann man super die Kurven nehmen oder Slalom zwischen den Autos fahren", sagt sie "ein leichtes Antippen auf dem Boden und zack den Lenker drehen..." Frau Sun macht das Moped fahren ganz offensichtlich Spass. Ob sie schon mal ihre Flip Flops beim Fahren verloren hat, will ich wissen. "Noch nie!" kommt die prompte Antwort. Nur einmal sei ihr der Schuh weggeflogen, aber das lag nicht an dem Fahren sondern daran, dass der Schuh kaputt war, sagt sie und düst mit ihrer Mopete und ausgestreckten Beinen davon.

Kleingedrucktes zu meinen kleinen Geschichten: Personen, Namen, Handlungen und Zitate sind fast frei erfunden und nur ein neues Format meiner Bildkommentierungen, Beobachtungen, Gespräche und Recherchen.

14.09.2020

Großportraits

Alex Katz (* 24. Juli 1927 in Brooklyn, New York) ist ein US-amerikanischer Maler. Seine Werke können keine der beiden grossen, modernen Kunst Strömungen zugeordnet werden und liegen wohl irgendwo zwischen abstraktem Expressionismus (Jackson Pollock, Mark Rothko, Willem de Kooning 1940-1950) und Minimalismus und Pop Art (Andy Warhol and Roy Lichtenstein 1950-1960). Von beiden Strömungen hat sich Katz immer wieder distanziert www.timeoutshanghai.com/Alex-Katz-exhibition

Ein Großteil seiner Bilder sind Porträts, aber er schuf auch Landschaften und Architekturbilder. Charakteristisch für diese Porträts sind überlebensgroße Köpfe und ihre vereinfachte, flächenhafte, fast schablonenartige Gestaltung, wobei der Gesichtsausdruck, ähnlich wie auf Werbeplakaten, auf das Wesentliche reduziert ist. Er portraitierte Familienmitglieder und Freude und hält dabei Distan:  Intentionally keeping a distance from the character and mood of his subjects, his paintings capture what people appear as in a flicker of the moment rather than who they are. ‘I can’t think of anything more exciting than the surface of things,’
Foto: Alex Katz Ausstellung in Shanghai


Katz wurde als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer geboren und wuchs im Wohnviertel St. Albans im New Yorker Stadtteil Queens auf. Sein Vater war ein Kaufmann, seine Mutter Theaterschauspielerin. Von 1946 bis 1949 studierte Alex Katz an der Cooper Union Art School in New York, einer Kunstakademie, die der französischen Avantgarde nacheiferte. Anschließend ging er bis 1950 an die Skowhegan School of Painting and Sculpture in Skowhegan, Maine.

Seine erste Einzelausstellung 1954 in der Roko Gallery in New York war ein Misserfolg. 1960 und 1964 entwarf er Bühnenbilder und Kostüme für die Auftritte der Paul Taylor Dance Company beim Spoleto-Festival. 1972 erhielt er ein Guggenheim-Stipendium für Malerei. 1994 wurde Alex Katz zum Mitglied (NA) der National Academy of Design gewählt. Katz lebt in New York und Maine.

Die Ausstellung in Shanghai war in der Fosan Foundation, einem imposanten Gebäude direkt am Bund gelegen www.fosunfoundation.com/en und dessen Außenfassade mich erst an Orgelpfeifen erinnert hat aber es soll ein Bambus Vorhang sein.
Foto: Ein Weg hinter der Fassade



12.09.2020

Huckekarre

Alte Lastkarren kommen hier wirklich überall zum Einsatz, sind der letzte Teil der Materiallogistikkette und bringen wahrscheinlich die vielen Wander- und Gelegenheits-"Zulieferer" in Arbeit.
Foto: Zulieferer
Die nächtlichen oder Wochenend-Renovierungsarbeiten in unserem Büro gehen weiter. Manchmal ein bisschen unheimlich, wenn man z. B. sieht, dass Risse im Treppenhaus einfach mit Fermacell oder Rigips Platten abgedeckt werden.
Foto: Renovierung
Abgesehen davon, dass ich keine Ahnung hatte, wie man Fermacell oder Rigips schreibt (JTEBS) und es sich herausstellt, dass es Hersteller-/Markennamen sind, was ist der Unterschied?

Rigips und Fermacell sind jahrzehntelang bekannte Lösungen, die sich im Trockenbau aufgrund einfacher Verarbeitung und vielfältiger Einsatzmöglichkeiten bewährt haben. Welche der beiden Platten die bessere Lösung für den Ausbau von Räumen ist, darüber streiten sich viele Bauherren www.rosentaler/magazin/rigips-oder-fermacell/

Der Hersteller Rigips stellt sowohl Gipskarton- als auch Gipsfaserplatten (Marke Rigidur) her, bei Fermacell gibt es ausschließlich Gipsfaser-Produkte. Während unter der Marke Rigips also Gipskartonplatten vermarktet werden, erhalten Bauherren von Fermacell dünnere Gipsfaserplatten, die allerdings deutlich schwerer als das Konkurrenzprodukt sind. Weitere Unterschiede bitte in den angegebenen Quelle nachschauen.
Quelle: www.sanier.de

10.09.2020

Huckepack

Es ist noch ein recht übliches Bild in Shanghai: Kinder Huckepack zu tragen. Zwar gibt es auch Kinderkarren, aber die sind vielleicht zu unpraktisch für die Stadt (treppenuntauglich, platzeinnehmend, nicht-geländegängig genug für das Auf und Ab auf dem Gehwegen). Meist sind es allerdings die Grosseltern, die tragen - während Mama, wie im Bild, unbeteiligt daneben steht und sich vielleicht fragt, ob das wirklich sein muss, dass Oma Sohnemann trägt. Aber hier haben Eltern oft wenig Mitspracherecht, denn sie sind ja darauf angewiesen, dass die Grosseltern die Kinderbetreuung übernehmen. Und da sollte man sich bekanntlich nicht einmischen.
Foto: bei Oma Huckepack
Foto: bei Opa Huckepack
Woher kommt das Work Huckepack: es wird seit dem 18. Jahrhundert verwendet, aber sein Ursprung scheint nicht ganz geklärt. Während der erste Wortteil auf das Wort Hucke, das das Bündel des Hausierers bezeichnet, und hucken dann "als Last tragen“ bedeutet,  ist strittig, ob der zweite Wortteil auf das niederdeutsche Wort back („Rücken“) oder das mittelhochdeutsche pack (ebenfalls „Bündel“) zurückgeht www.wortbedeutung/huckepack/. Auf jeden Fall ist es ein tolles Wort der deutschen Sprache, das bestimmt vom Aussterben bedroht ist, so wie das Kinder Huckepack nehmen.

08.09.2020

eine kleine Geschichte: Coloristin

Eine kleine Geschichte von Cindy, der farbenfrohen Friseurin

Als wir Cindy kennengelernt haben, arbeitete sie noch als Angestellte in einem großen Friseurladen. Und sie war diejenige, die geholt wurde, wenn Laowais, Ausländer, am Empfangstresen standen, denn Cindy ist aus Hong Kong d.h. sie spricht perfekt Englisch und ist super effizient. Zack, zack, zack ist immer alles schnell geklärt, für die anderen übersetzt und los kann's gehen. "Ich habe mich in Shanghai spezialisiert", erzählt Cindy, die eher zu den nicht-erzählenden Friseuren gehört, wenn man nicht konkret fragt "damals war das Thema Haarefärben nur auf schwarz begrenzt und ich war ein echter Exot mit meinen bunten Haaren", sagt sie, lacht verlegen und cool zugleich.
Cindy ist Coloristen mit beneidenswert dickem und schnellwachsendem Haar, das aktuell grau gefärbt ist, und sie inzwischen ihre eigenen Chefin.

"Wenn man in einem Friseurladen angestellt ist, ist das Grundgehalt klein und du verdienst nur gut, wenn du viele Kunden hast", sagt sie. Haarschneide-Kollege Jack, ebenfalls aus Hong Kong, aber eher Kategorie "erzählfreudiger Friseur", fügt hinzu: "Als Senior Hair Stylist bist du schon fast dein eigener Unternehmer, denn du arbeitest wie auf eigene Rechnung, denn du wirst für jeden Schnitt bezahlt, musst aber Abzüge für die Nutzung des Equipments und die Helfern zahlen. Manchmal ist es  auch eine Pauschale pro Stunde und Stuhl". Und klar bringt er sein eigenes Schneidewerkzeug immer mit.

Und weil das so ist, haben sich beide Ende letzten Jahres entschieden, einen eigenen Salon aufzumachen. Cindy ist die Businessfrau dahinter und nach wie vor Chef-Coloristen. Jack "hat es nicht so mit Zahlen", aber schneidet sehr gut. Der Laden ist jetzt etwas weiter von uns entfernt, aber in 10min mit dem Auto erreichbar und in einem Isetan Kaufhaus.
Wie es denn jetzt so läuft, will ich wissen. Cindy nickt, nicht überschwänglich aber ein "ok-Nicken". "Es kommen allerdings keine neuen Kunden hinzu", sagt sie dann doch noch, was ich verstehen kann, denn den Laden muss man kennen, um ihn zu finden. Ein junges Mädchen flitzt hinter uns vorbei. Ich hatte von Jack schon erfahren, dass es Cindy's Tochter ist, aber ich frage trotzdem. "Ja," und Cindy lächelt "das ist auch super an dem eigenen Laden: sie konnte hier sein als die Schulen wegen Corona geschlossen waren und jetzt in den Ferien." Spricht ihre Tochter Englisch? Ein kleines Seufzen ertönt. "Sie versteht nich schlecht, aber ist sehr schüchtern. Zuhause sprechen wie nur Kantonesisch." (Kantonesisch und Englisch waren die beiden offizielle Amtssprache in Hong Kong. Ob das immer noch so ist, bezweifele ich...) Ob sie ihr auch schon mal die Haare gefärbt hat, will ich wissen. "Klar", Cindy grinst schelmisch "einmal auch als Trick, um ihr danach die Haare abschneiden zu können, was sie immer nicht wollte." Siehe da, wenn es um ihre Tochter geht, wird Cindy sogar richtig gesprächig. Aber dann sind wir fertig mit den Strähnen und sie ist auch schon los zum nächsten Kunden, der etwas verlegen seine Mütze absetzt, denn er war 4 Monate nicht mehr beim Friseur.

Kleingedrucktes zu meinen kleinen Geschichten: Personen, Namen, Handlungen und Zitate sind frei erfunden und nur ein neues Format meiner Bildkommentierungen, Beobachtungen, Gespräche und Recherchen.

Was macht eine Coloristin? www.gehalt.de/beruf/colorist-coloristin#berufsbild
Eine Coloristin ist eine Friseurin, die auf Colorationstechniken spezialisiert ist. Sie ist stets auf dem aktuellen Stand der Haarfärbetrends und beherrscht die entsprechenden Techniken, um diese umzusetzen. Die Kundenwünsche und -zufriedenheit stehen dabei im Fokus der Coloristin. Sie berät hinsichtlich der passenden Farbe, schenkt den individuellen Anforderungen der Kundin Beachtung und weiß, welche Haut- und Augenfarben mit welchen Haarfarben harmonieren.

Nicht selten bringen Kundinnen Bilder von Prominenten mit, nach deren Vorbild sie ihre Haare gefärbt und gestylt bekommen möchten. Coloristinnen sind nicht nur in der Lage, anhand des Fotos aus bereits vorhandenen Haarfarben die passende auszuwählen, sondern sie können auch eine eigene Rezeptur erstellen, um den Farbton bestmöglich zu treffen. Zudem bessern sie ausgeblasste Spitzen oder ausgewachsene Ansätze aus. Coloristinnen beraten außerdem bezüglich der Haarpflege und geben sowohl für die Vor- und Nachbehandlung der Färbung Tipps.

Wer Colorist werden möchte, kann bereits während der Friseurausbildung den Schwerpunkt Coloration wählen. In der Weiterbildung zum staatlich geprüften Coloristen können Friseurgesellen bei privaten Anbietern ihr Wissen rund um das Thema Farbe vertiefen. Innerhalb von fünf Wochen werden spezielle Färbetechniken und umfassendes Wissen rund um die Themen Haar und Farbe vermittelt. Schließlich wird eine Prüfung bei der Handwerkskammer (HWK) absolviert, die staatlich zugelassen und einheitlich geregelt ist.

Um das eigene Profil weiter zu stärken, haben Coloristen darüber hinaus viele Möglichkeiten. Sie spezialisieren sich beispielsweise zusätzlich auf Haarverlängerungen oder absolvieren eine Zusatzausbildung zum Visagisten. Dies sichert gute Karrierechancen in Friseur- und Stylisten-Salons.
Foto: kritischer Panther

06.09.2020

Ade Sommersaison

Trotz über 30 Grad ist leider die Sommer-Freibadsaison für das SOSC (Shanghai Oriental Sports Center) beendet und die erste Angabe, die wir gehört hatten, dass es bis September geöffnet hat, stimmte nicht. Juli bis August, also genau 2 Monat (wie auch in Korea die Sommerbäder) war es von 13-21Uhr geöffnet. Vielleicht hat es etwas mit den Schul- und Semesterferien zu tun. Denn auch im Kassenbereich und als Lifeguards arbeiteten junge Studenten.

Allerdings erzählten zwei Mitschwimmer unabhängig voneinander, dass das SOSC weiter, auch im Winter geöffnet hätte, dann aber nur morgens von 8:15 bis 10:30. Und es stimmt! Allerdings muss man dafür eine 1,500 RMB (180 Euro) Jahreskarte kaufen. Husband war schon einmal dort und ist nun als nicht-chinesisch-sprechender-aber-immer-lachender Laowai, Coach und echtes Highlight in die eingeschworenen Frühschwimmer-Gang aufgenommen worden, die natürlich überwiegend aus jungen & alten Senioren besteht.
Foto: Schwimmstadion

Foto: SOSC
Wie stellt man übrigens sicher, dass Badegäste keinerlei Utensilien mit ans Becken nehmend, die nicht auch im Becken verwendet werden UND vor dem Baden Duschen? Man baut einen Bewegungssensor an den Ausgang für eine Deckendusche.
Foto: Duschvorhang
Von dieser Mama habe ich aber gelernt, wie man den "Duschvorhang" vermeiden kann: nach dem Bewegungssensor und vor der Dusche einen Stopp einlegen und warten, bis die Dusche wieder ausgeht. Dann kommt man trocken ans Becken.
Gesehen, nachgemacht und dieses heimliche Foto geknipst von einem nicht allzu vollen letzten Badetag.
In der Wintersaison wird weiterhin quer geschwommen (also auf der 25m Bahn), aber nur noch auf der flachen Seite des Schwimmbeckens (rechte Seite, siehe Bild) Die andere Seite bliebt nun auch gesperrt.
Foto: Querschwimmen
Foto: QR Code zum Merken, vielleicht zeigt der Link die Öffnungszeiten für nächstes Jahr
Foto: Keine Zeit mit Umziehen verschwenden

04.09.2020

product specialist

Ich freue mich besonders, dass Seungwon es geschafft hat. Seit einem Monat ist er nun fest angestellt, was für junge Leute in Korea nicht mehr leicht ist, denn viele Unternehmen bieten nur noch Zeitverträge an. In gewisser Weise ist Seungwon's Werdegang typisch für die nächste Generation arbeitender Koreaner: renommierte Universität, Studienfach egal, dann merken, dass es schwer wird, einen Arbeitsplatz zu finden, deshalb Uni Abschluss verschieben und ein 1-2 Jahre langes Praktikum einschieben, um praktische Erfahrung zu sammeln. Merkt man, dass es nicht mit einer Festeinstellung klappen wird, in dem Unternehmen, in dem man sich als Praktikant bewiesen hat, geht nach dem Uniabschluss dann das Bewerben los.
Foto: Congrats

Seungwon hatte fast 2 Jahre bei uns im Marketing sein Praktikum gemacht und sich zu einem stillen Star entwickelt, zurückhaltend, bescheiden und sehr vielseitig interessiert. Dass er auch ein echter Autofan ist, haben wir erst nach und nach mitbekommen. Er ist einer der Praktikanten, mit dem ich sehr viel zu tun hatte, denn er ist auch an "hidden places"(unbekanntere locations und Reiseziele), Jeju, Europa und Kaffeekultur interessiert. Mit ihm habe ich viele Kreativ Workshops und Onboardings organisiert, denn er war ein schneller Verstehen und Umsetzer, der nicht nur "yes, ok" sagte, sondern Ideen weiter entwickelte, was bei Praktikanten nicht immer der Fall ist, denn sie wollen erst mal nur alles richtig machen.

Wir haben deshalb viel auch über Karriere und Berufswünsche gesprochen. Er hätte auch bei seinem Vater in den Weinhandel einsteigen können, aber hat dann doch beschlossen, er will in er Automobilbranche bleiben. Nach vielen Absagen bei den grossen lokalen Marken, für die man Beziehungen spielen lassen muss (was Seungwon nicht wollte) ist dann die Idee entstanden, wirklich ganz nah am Kunden anzufangen - und er startete bei einem Mercedeshändler als Produktexperte, eine Funktion, die man von den Verkäufern entkoppelt hatte, damit sich Kunden erst einmal in Ruhe mit dem Produkt und einer Probefahrt beschäftigen können.

Ich habe Seungwon in dieser Zeit drei Mal in Seoul getroffen (als ich schon in Shanghai war) und musste feststellen, dass ihm dieser Kundenkontakt enorm gut getan that, denn er hatte viel von seiner Schüchternheit abgelegt.

Nach einem Jahr wollte er weiter ziehen, aber scheiterte öfter im letzten Interview... so dass wir einen ganzen Coffeeshop-Nachmittag mit Coaching & Üben verbracht haben. Wieder zeigte sich: er ist ein schneller Lerner und hatte dann gleich 2 Angebote: Porsche und Mercedes. Letztendlich genommen hat er dann aber die Zeitvertrag-Stelle bei Volkswagen im Produktteam, denn Luxusmarken sind eigentlich nicht so sein Ding, was sich nämlich in unseren Gesprächen herausgestellt hatte. Es hat sich gelohnt: sowohl das Produktteam bei VW war sehr happy mit ihn, konnte ihm aber keinen festen Job anbieten. Nun hat es bei Audi geklappt. Zwar ein bisschen mehr Luxus, aber hey, man kann nicht alles haben. Congratulations!

02.09.2020

größerer Abstand

So ging es Asiaten am Anfang der Corona Zeit außerhalb Chinas. Tinyeyes hätte es nicht besser illustrieren können. Aber so ging es auch später Westlern in China, allerdings meist, weil sie keine Masken trugen. Inzwischen haben wir Westler aufgeholt und können es auch: Maske tragen und Menschen mit Masken nicht mehr so schief angucken.

Aber darum soll es in diesem Blogeintrag gar nicht gehen, sondern nur der Hinweis erfolgen, dass JTEBS wieder in größeren Abständen, also nicht mehr täglich, erscheinen wird.
Quelle: www.tinychineseeyes.com
Das liegt unter anderem daran, dass ich nur morgens früh vor der Arbeit schreiben kann, wenn die westlichen "Virtuelle Privaten Netzwerkleitungen" gut funktionieren und ich das westliche Blogger-Programm nutzen kann. Aber morgens komme ich in letzter Zeit immer schwerer aus dem Bett. Ob das wohl am heissen Sommer, den längeren Tagen, der Gesamt-Covid-Situation oder doch am Alter liegt? Who knows...

01.09.2020

eine kleine Geschichte: Autoverkäufer

Eine kleine Geschichte vom Herrn Ma, ein Autoverkäufer mit Qualitäten

Ma Shichao ist mehr als ein Autoverkäufer. Er ist auch Blogger oder KOL (Key opinion leader), schreibt Testberichte, beantwortet Fragen und kommentiert auf Autoportalen. Das ist seine Haupteinnahmequelle geworden. "Jeder Autohersteller macht es", erklärt Ma Shichao. Mit "es" meint er, dass Leute wie er dafür bezahlt werden, möglichst viele Berichte und Kommentare auf Webseiten zu veröffentlichen, die clicks & likes generieren und helfen die Modelle auf den Ranglisten nach oben zu bringen, damit sie von Kunden gesehen werden. Also ein bisschen wie bei Google Search: je mehr bezahlt wird, desto höher landet man im Suchergebnis. "Es" heisst "eWOM" und stammt aus den Zeiten als man merkte, dass Mund-zu-Mund Propaganda (= WOM = Word of Mouth) nicht nur von Freunden und Bekannten persönlich, sondern auch von Meinungsbildnern im Internet (also, e = elektronisch) die Kaufentscheidung stark beeinflussen kann.
Foto: Autoverkäufer und Tester
Ma Shichao hat früh angefangen, sich Zusatzeinkommen im Internet im Automobilsektor, seiner Leidenschaft, zu verdienen. "Als ich studiert habe", erzählt Ma Shichao, "war ich ein Clicker." Er hat also einfach nur auf Inhalte und Anzeigen geklickt, um die Clickraten zu erhöhen, wofür Kunden Geld zahlen, denn oft wird der "cost per click" berechnet. "Das war aber sehr stupide", gibt er zu und lächelt verlegen.
"Als ich dann als Autoverkäufer angefangen habe, habe ich für Kunden kurze Testberichte geschrieben, die sie (die Kunden) dann im Kundenforum der Autoportale, dem BBS (Bulletin Board System) veröffentlichen konnten." Auch das verbessert das Ranking. Der Kunde hat dafür vom Händler ein kleines Dankeschön erhalten, was er sich mit Ma Shichao geteilt hat. Das macht Ma Shichao inzwischen nur noch in Ausnahmefällen für sehr gute Kunden, denn er erstellt OGC (Original Generated Content) als offizieller Auto-Blogger und das nimmt Zeit in Anspruch, denn er will gut in diesem Job sein.

General Manager, Herr Ye, der Leiter des Händlerbetriebs, ist sehr stolz auf Ma Shichao und froh darüber, dass er trotzdem noch weiter Autos verkauft. Er hatte von Anfang an kein Problem damit, dass Ma Shichao seine Arbeitszeit auch für die Bloggertätigkeit nutzte. "Warum sollte ich?" fragt er verwundert. "Es gehört dazu, dass sich Verkäufer ständig auf dem Laufenden halten und die Wettbewerber studieren." Und schließlich profitiere er von dem Wissen und der Reputation von Ma Shichao, der nach wie vor sein bester Verkäufer ist obwohl er kaum mehr im Autohaus ist.

Ma Shichao kennt die Sorgen des Autohandels. Die Autoindustrie ist 2019 um über neun Prozent geschrumpft, dann kam die Coronakrise, die auch in China den Mittelstand hart getroffen hat. Trotz Rettungsplänen, neuen Richtlinien für  Steuersenkungen, Vorzugszinsen, Beschäftigungshilfen und Konsumförderung, die die Finanzierungs- und Betriebskosten der kleineren und mittleren Unternehmen reduzieren sollte, ist es sehr schwer geworden. "Von 15 Verkäufern zu den besten Zeiten, sind nur noch 5 da", erzählt Ma Shichao. "Die Autoindustrie steht vor einem grossen Umbruch" sagt er und es klingt wie überall auf der Welt. "Besonders die Umstellung auf das E-Auto verändert viel. Aber wir haben in China immer noch sehr viel Bedarf. Auf dem Land ist es das erste Auto, in der Stadt ein besseres" sagt Ma Shichao und hört sich damit wie ein Autoindustriepolitiker oder der CEO eines grossen Unternehmens an, allerdings wie ein bescheidener und zurückhaltender. "2019 gab es in China im Durchschnitt erst 172 Autos pro 1000 Einwohnern. Der Weltdurchschnitt hingegen liegt bei 380. In Deutschland sind es 611. In den USA sogar über 800. Da ist in China noch viel Luft nach oben, die Coronakrise ist in dieser Entwicklung nur ein kleiner Einschnitt." So wird es in China allgemein gesehen.

Ich nutze die Chance: Hält China das mit seinen 1,4 Milliarden Menschen aus, wenn 600 bis 800 Autos auf 1000 Einwohner kommen? Ma Shichao antwortet smart: "Die Zahl ist zu hoch. Die chinesische Autodichte wird sich irgendwo zwischen 400 und 500 Fahrzeugen einpendeln. Aber das dauert noch. Die Zentralregierung rechnet bis 2025 mit einer Dichte von 260 Fahrzeugen." Und fügt hinzu: "Das neue Auto ist elektrisch, intelligent, vernetzt und es wird geteilt. Autonomes, intelligentes Fahren wird sehr bald zum Alltag in China. Überall wird schon getestet und alles wird miteinander vernetzt sein. Da haben wir hier in China einen echten Vorteil, denn Daten sind kein Problem und das 5G-Netz ist bald verfügbar. Damit können auch Fabriken gesteuert und die Produktion mit den Zulieferketten verbunden werden. Die intelligente Produktion wird auch die Autoproduktion revolutionieren. Und China ist vorn dabei." sagt Ma Shichao und man merkt, dass er weit mehr als ein Autoverkäufer ist.