19.09.2020

Coca Cola Nostalgie

Kürzlich bei einer Videoabnahme in einem production house gab es mini Cola Flaschen, die auch bei älteren chinesischen Kollegen (und damit meine ich Mitte bis Ende 30) viel Erinnerungen aus ihren Kindheitstagen hervorriefen, denn es war eines der ersten westlichen Produkte, die es nach China schafften.
Foto: Nostalgie Flaschen


http://german.chinatoday.com.cn/2018/wirtschaft/cocacola: Coca-Cola trat bereits 1927 erstmals in den chinesischen Markt ein. Damals wurde Shanghai zu einem der wichtigsten Absatzmärkte der Marke. Hier gründete der Getränkehersteller aus dem fernen Amerika seine erste Fabrik auf chinesischem Boden.
Zu jener Zeit war Watsons Water für die Abfüllung des Getränks verantwortlich. Nach nur sechs Jahren, also im Jahr 1933, hatte sich die Shanghaier Fabrik zur größten Abfüllanlage des Unternehmens außerhalb der Vereinigten Staaten gemausert. 1948 knackte Shanghai dann als erster ausländischer Markt die Jahresumsatzmarke von einer Million Coca-Cola-Standard-Boxen, was 24 Millionen Flaschen entsprach. Dann aber verschwand das Kultgetränk aus bekanntlichen Gründen in den darauf folgenden 30 Jahren vom chinesischen Festlandmarkt.

1978 entschied sich China für eine neue Reform- und Öffnungspolitik einzuführen. Zeitgleich fanden bereits zwischen Coca-Cola und Chinas nationaler Import- und Exportgesellschaft für Getreide und Öle (China National Cereals, Oils and Foodstuffs Corporation, kurz COFCO) Gespräche statt. Damit war der Getränkehersteller das erste ausländische Unternehmen, das nach Chinas Einführung der Reform- und Öffnungspolitik in den chinesischen Festlandmarkt einstieg.

Auf Grundlage der Vereinbarung zwischen Coca-Cola und der COFCO führten die USA ein Kompensationsmodell für den Handel und neue Verfahren der Zahlungsabwicklung ein, um chinesischen Großstädten und Tourismusgebieten Anlagen zur Abfüllung von Coca-Cola-Flaschen und -Dosen bereitzustellen. Darüber hinaus wurden in China spezielle Abfüllanlagen errichtet und lokalisierte Produkte angeboten. Bevor die Abfüllanlagen standen, wurde der Verkauf der Produkte von 1979 an zunächst von der COFCO per Sendung arrangiert. Mit Unterstützung der Hongkonger Wufeng-Bank fand die erste Lieferung von 3000 Boxen Coca-Cola-Flaschen Ende 1979 von Hongkong aus ihren Weg in Chinas Hauptstadt Beijing.

Nachdem Coca-Cola auf das chinesische Festland zurückgekehrt war, lag das Hauptaugenmerk erst einmal auf der Auswahl eines geeigneten Werkstandortes. Die USA schlugen Shanghai vor, weil die Metropole eine lange Historie mit dem amerikanischen Getränk verband. Aber in der Anfangsperiode der Reform und Öffnung herrschten in China noch immer vielerorts Vorbehalte aus „linken“ politischen Überlegungen vor, und Shanghai zeigte deshalb keine Absicht, eine amerikanische Fabrik in der Stadt zu gründen.

Im April 1981 wurde schließlich mit Unterstützung von Lin Hujia, dem damaligen Parteisekretär der Stadt Beijing, eine Abfüllanlage in einem alten Gebäude der Beijing Roast Duck Factory, einer Tochtergesellschaft der COFCO, aufgebaut. Um die Wasserqualität sicherzustellen, stellte Coca-Cola der Fabrik in Beijing ein Wasserreinigungssystem für die Umkehrosmose zur Verfügung. Das war zu dieser Zeit die fortschrittlichste Wasseraufbereitungsanlage der Welt, die nur in wenigen Ländern im Einsatz war.

Dem Kooperationsvertrag entsprechend installierte Coca-Cola schließlich eine vollautomatische Abfüllanlage, die bis zu 1200 Flaschen pro Minute abfüllen konnte. Das entsprach damals dem fortschrittlichen Niveau der westlichen Länder. Und China gab jedes Jahr 300.000 US-Dollar aus, um den konzentrierten Coca-Cola-Sirup zu kaufen.

Während der Installation und Testphase der Abfüllanlage entsandte Coca-Cola mehr als 180 Experten und Techniker nach Beijing, um die Installation der Maschinen und die Ausbildung chinesischer Techniker zu unterstützen. Unter Berücksichtigung der Fähigkeiten der chinesischen Mitarbeiter, der Bedürfnisse des chinesischen Marktes und der Anforderungen an Wartung und Reparatur wurden in der Anfangsphase zunächst nur 300 Flaschen pro Minute produziert. Coca-Cola rechnete ursprünglich mit Investitionen in Höhe von 600.000 US-Dollar. Letztendlich erreichten die Ausgaben jedoch beinahe eine Million Dollar.

Die Coca-Cola-Fabrik in Beijing wurde zum Aushängeschild und Vorbild für die gesamte chinesische Getränkeindustrie. Zahlreiche Besucher aus der chinesischen Getränke- und Pharmaindustrie kamen, um die Anlage in Augenschein zu nehmen und zeigten sich tief beeindruckt vom strengen Qualitätsmanagement der Amerikaner. Bis heute gelten Umkehrosmose-Wasseraufbereitungsanlagen und eine Produktionsleistung von mehr als 1000 Flaschen pro Minute als nationaler Standard in der chinesischen Getränkeindustrie.

In den darauf folgenden Jahren folgten weitere Coca-Cola-Abfüllfabriken in Guangzhou und anderen chinesischen Städten. Und 1988 eröffnete der Traditionsbetrieb schließlich in Shanghai seine erste chinesische Fabrik für konzentrierten Coca-Cola-Sirup. Seither werden alle Getränkekonzentrate für die Coca-Cola-Abfüllanlagen auf dem chinesischen Markt aus Shanghai geliefert.

Obwohl Coca-Cola zu jener Zeit im Ausland einen guten Ruf genoss, blieben die Umsätze auf dem chinesischen Festlandmarkt nach der Rückkehr des Unternehmens zunächst hinter den Erwartungen zurück. Damals betrug das durchschnittliche Monatsgehalt der Arbeiter in Beijing 40 bis 50 Yuan. Eine Flasche Coca-Cola war mit einem Preis von 0,45 Yuan damit vergleichsweise teuer. Viele Verbraucher blieben deshalb lieber bei bekannten inländischen Limonaden wie dem Getränk Arctic Ocean, das nur mit 0,15 Yuan pro Flasche zu Buche schlug.

Um den Markt so schnell wie möglich zu erschließen, startete die Beijinger Coca-Cola-Filiale eine groß angelegte Werbekampagne in allen großen Kaufhäusern der Hauptstadt. Die Verbraucher erhielten einen Ballon oder ein Paar Essstäbchen als Geschenk, wenn sie eine Flasche Coco-Cola kauften. Die Aktion sprach sich schnell herum und wurde zum Erfolg, auch weil Coca-Cola das erste ausländische Unternehmen war, das seit der Reform und Öffnung auf derartige Promotion setzte.

Im selben Jahr strahlten 18 chinesische Fernsehsender Werbeclips von Coca-Cola aus. Danach waren Anzeigen von Coca-Cola im ganzen Land zu sehen. Zugute kam dem US-Konzern zudem, dass eine wachsende Zahl von Chinesen Gefallen an der unbeschwerten und entspannten westlichen Freizeitkultur fand, für die Coca-Cola stand. Die Marke stieß auf zunehmende Akzeptanz bei der chinesischen Käuferschaft.

Mittlerweile liegt die Rückkehr Coca-Colas auf den chinesischen Festlandmarkt über 40 Jahre zurück. Inzwischen hat sich China zum weltweit drittgrößten Markt für das US-Unternehmen gemausert.

Seither ist Coca-Cola in China allgegenwärtig und war auch bei vielen Großereignissen als Sponsor vertreten, die als Meilensteine der Reform- und Öffnungspolitik gelten, darunter allen voran die Asienspiele 1990 sowie die Sommerolympiade 2008 in Beijing.

Um als Getränkehersteller im internationalen Wettbewerb möglichst breit aufgestellt zu sein, ist es heute notwendig, einen breitgefächerten Getränkemix im Sortiment zu führen, um möglichst vielen Alltagsbedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden. Coca-Cola hat im Management seiner Hauptmarke weltweit großes Geschick bewiesen und stets den richtigen Ort für seine Warenlieferung gewählt. Doch während die Hauptmarke Coca-Cola sich international an die allgemeine Situation anpassen muss, haben die lokalen Untermarken den Vorteil, in Sachen Marketing bestimmte Einzelpunkte anvisieren zu können. So setzte Coca-Cola China zum Beispiel erfolgreich auf den Slogan „Share a Coke“, um Chinas Ein-Kind-Generation anzusprechen. Man sei zwar alleine, aber nicht einsam, so die Werbebotschaft.

Bis heute hat Coca-Cola bereits 13 Milliarden US-Dollar in China investiert, 45 Fabriken gegründet und 45.000 Mitarbeiter direkt beschäftigt. China für Coca-Cola ist zum weltweit größten Markt für Softdrinks geworden. Der Umsatz des Unternehmens in China lag im ersten Halbjahr 2018 bei mehr als 20 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 2,9 Milliarden US-Dollar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen