Als ich am ersten Abend allein in Brüssel durch die Straßen schlenderte, strömten kurz vor 20 Uhr jede Menge Menschen in ein Gebäude. Aha, das Opernhaus von Brüssel.
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Foto: Das Opernhaus in Brüssel |
Es gab Rigoletto und genau noch EINE Karte, die reserviert war, aber nicht abgeholt wurde. Und da sass ich also 5 Minuten später in einem wunderschönen Opernhaus, in einer wunderbaren Inszenierung (modern, mit Tanz, tolle Stimmen und Akustik) und war komplett überwältigt von allem, inklusive den schönen Erinnerungen an unsere früheren Berliner Opernbesuchen als wir klein waren. Neben mir saß eine amerikanische Reise-Journalistin, genauso überwältigt und der Meinung, SIE hätte die letzte Karte vor 4 Wochen erstanden und die deshalb ihren Aufenthalt in Brüssel verlängert hatte. Gesunden wurde auf Italienisch mit französischen und flämischen Übertiteln, was die amerikanische Journalisten veranlasste, mich immer mal zu fragen, ob ich verstehe was da passiert (das Progammheft, das sie sich extra gekauft hatte, war nicht auf Englisch. Na so was, aber warum auch?!) Psssssst, machte es hinter uns.
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Foto: Rigoletto |
Der Zusammenfassung von Hans Reul vom Bayerischen Rundfunk ist nichts hinzuzufügen
http://brf.be/musik/grossartige-rigoletto-premiere: Wer kennt sie nicht die Geschichte des buckligen Hofnarren Rigoletto, der seinem Dienstherren, dem Herzog von Mantua die jungen hübschen Frauen zum Liebesspiel zuführt und sich über die gehörnten Ehemänner lustig macht, bis, ja, bis der Herzog sich an Rigolettos Tochter Gilda ran macht und auch sie seinem Reiz erliegt. Rigoletto sieht nur eine Möglichkeit, Gildas Ehre und auch seinen eigenen Stolz zu retten: Ein Auftragsmörder soll den Herzog töten, aber Gilda selbst geht für den Herzog in den Tod. Damit erfüllt sich der Fluch, la maledezione, mit dem Rigoletto belegt worden war.
Der Regisseur Robert Carsen verlegt die Handlung in eine Zirkusmanege, eine Metamorphose, die zum einen dem tieferen Sinn der Geschichte gerecht wird und Carsen zum anderen die Möglichkeit zu beeindruckenden Bildern gibt. Seien es die Akrobaten, die bei der vermeintlichen Entführung einer Comtessa virtuos an der Leiter turnen oder die spärlich bekleideten Gespielinnen des Herzogs, die gleich zum Auftakt der Oper wie Raubkatzen den Dompteur umgarnen oder – besonders eindringlich – Gilda auf einer Schaukel mehrere Meter über dem Abgrund schwebend, ihre Liebe besingt.
Alles Bilder, die stimmig und treffend sind. Ganz zu schweigen von der Schlussszene, als Rigoletto bemerkt, dass nicht der Herzog, sondern eben seine Tochter Gilda getötet wurde und sie wohl mit ihrer Mutter im Tod eins wird, die rasend schnell aus einem Tuch von der Bühnendecke zu Boden herunter wirbelt.
Das ist phantasievolles Musiktheater, das uns eine tragische Geschichte näher bringt. Carsen stehen aber auch eindrucksvolle Protagonisten zur Umsetzung der Geschichte zur Verfügung. Dabei musste Donnerstag am Premierenabend kurzfristig die komplette sogenannte Zweitbesetzung einspringen. Wer wagt es, hier überhaupt von einer Zweitbesetzung zu sprechen? Nein, die drei Hauptpartien konnte man sich mit kaum adäquateren Interpreten wünschen: Arturo Chacon-Cruz sang mit sehr virilem Tenor einen Herzog von Mantua, dem man den Spaß an der Verführung und auch seinen Erfolg bei den Frauen sofort abnahm, Anne-Catherine Gillet war eine wunderbare Gilda.
I can not agree more.