25.04.2013

Mia san mia

Nicht nur der Bayer allgemein, sondern auch der FC Bayern München ist der Meinung: wir sind einmalig - und dies bestätigen ihnen seit dieser Woche wohl alle Deutschen nach dem genialen Championsleague Halbfinale. Im Focus Nr 15/2013 - ich meine die Zeitschrift - wurde analysiert, warum der Traditionsclub so erfolgreich ist und eine der Antworten ist die typisch bayrische Attitude 'mir san mir'.
Foto: Illustration aus K.Kufeld: Mir san mir/Trikot aus www.abendzeitung-muenchen.de/fc-bayern-die-neuen-bayern-trikots-2014

"Wir sind mehr Lederhose als Laptop" ist in dem Artikel zu lesen; wo geht werden Ehemalige und Familienmitglieder im Verein eingestellt, egal ob Busfahrer, Manager oder Koch. Doas g'fuellt ma eigentlich. Auch der Punkt, dass auf Nachwuchsarbeit und Langfristigkeit Wert gelegt wird. Und damit stehen sie prima da, die Bayern: ohne Schulden und auf Platz Nr. 4 im Umsatzranking der europäischen Top Clubs (368 Mio € in der Saison 2011/2012)
Foto: Buchtitel von Klaus Kufeld; Auszüge Focus 15/2013


Aber noch mal zurück zum Thema mir san mir (oder auch mia san mia geschrieben), denn dazu hatte Freundin-hat-mal-in-Taipei-gelebt ein super Buch, das dem Preiß' die bayrische Mentalität näher bringt (Klaus Kufeld: Mir san mir, 2011) Hier einige meiner Aha-Learnings:

> Es ist ein Irrtum zu glauben, bei Mir san mir handle es sich nur um die hemdsärmelige Mentalität des Fußballvereins an der Säbener Straße. Nein, Mir san mir, ist das kollektive, die Grundeinstellung steuernde Argument. Echt und unverfälscht. 

> Ob Bauer oder Brauer, ob Bürgermeister oder Bischoff, man denkt erdverbunden, glaubt an ein Schicksal und handelt fundamental, alles net bloß a bisserl, sondern g'scheit.

> Ein Bayer spricht gerne in der Wir-Form, im 'ethnischen Pluralsubjekt'. Mir-san... integriert ihn, macht ihn gelassen und gemeinschaftsfähig, bietet Schützenhilfe, wenn er mal z'wider (= schlecht) gelaunt ist - und es wertet den Einzelnen auf: Mir woan Papst.

> Sie sind ein Echtzeitvolk. Vergangenheit wird als Resümee aller Erfolge erlebt: 's war scho allerweil' so. Und der Zukunft wird gelassen entgegen geschaut: schau'n mer mal und 's wird scho, dös pack' mer scho! 

> Der sprachliche Pfeffer des Dialektes hat nichts mit Komik zu tun. Deshalb findet ein Bayer übrigens die bekannten bayrischen Kabarettisten gar nicht lustig.

> Man will ernst genommen werden, besonders in München. Und ganz besonders wenn es um Erfolg geht, versteht man keinen Spaß. 'München ist ziemlich ironiefrei'.

> Ein bisschen wird man in München aber auch an die Berliner nonchalante Kratzbürstigkeit erinnern, aber gepaart mit ländlicher G'miatlichkeit und Muße, die sich allerdings nicht in der manchmal sehr kurzen Sprechweise eines Bayern wiederfinden: Da Preiß' spricht owei sein' ganz'n Denkvorgang mit, mir geb'n bloß 's Ergebnis bekannt. Und auch passend zum Thema Sprechökonomie: ein Dialog zum Wohlbefinden eines anderen könnte so lauten: "Und?", "Scho.", "Guat." (= Und wie geht es dir? Im Großen und Ganzen gut. Schön zu hören.)

> Wer nichts mit Weißwürscht zum Frühstück anfangen kann, wird sich in Bayern nie richtig wohl fühlen - mit Weißbier statt Kaffee, Senf statt Marmelade, Brez'n statt Schrippe - und dann z'uz'ln (aussagen) statt nur essen. Und übrigens ist die Brez'n das bisher unerkannte, weil profanste Symbol der Bayern, auf ihre Eigenart zu pochen, denn sie leistet dem 'republikweiten wabbeligen Einheitsteig' erfolgreich Widerstand.

Da fühlt man sich doch als Nicht-Bayer gleich ein bisschen wie im Ausland ;)

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