Eine kleine Geschichte von Frau Xu, der Mautkassiererin
Frau Xu's Schicht hat begonnen. Es ist 19 Uhr und sie freut sich, dass sie am manuellen Schalter startet, denn das ist abwechslungsreicher als am ETC-Schalter (electronic toll collection), an dem automatisch von der ETC-Karte heruntergebucht wird und man nur eingreifen muss, wenn es mal nicht funktioniert.
"Wir haben im Mai neue Computersysteme bekommen", erzählt Frau Xu "da klappte am Anfang gar nichts", denn die ETC Karten mussten neu programmiert werden und auch die automatische Nummernschilderkennung hatte ihre Macken. Es dauerte ewig bis das Foto auf dem Bildschirm erschien und das Nummernschild erkannt wurde." Aber wie oft in China wurde trotzdem eingeführt und riesige Warteschlangen vor den Schalten war das Ergebnis.
Auf die Frage, ob die Fahrer nicht sehr verärgert darüber waren, zuckt Frau Xu die Schultern und meint "natürlich war es nicht gut, so lange Staus zu haben, aber wir haben alle unser Bestes gegeben, hatten viel mehr Personal an den Stationen und zusätzliche Stände aufgebaut, damit Autos dort abgewickelt werden können, bei denen es nicht funktionierte. Die Fahrer waren alle sehr verständnisvoll', lobt sie. Auch für die Regierung hat sie viel Lob übrig, denn das System wurde Ende Mai eingeführt in einer Zeit, wo die Autofahrer wegen Covid19 keine Gebühren zahlen mussten. Das fand Frau Xu sehr gut, denn "die Autofahrer mussten zwar lange warten, aber haben nichts bezahlt."
Von Februar bis Mai wurden in China nämlich keine Autobahngebühren erhoben, damit der Verkehr dort, wo er fliessen durfte, so reibungslos wie möglich funktioniert, also Autofahrer nicht anhalten müssen. Gleichzeitig war es eine Massnahme, um Bürger und Transportunternehmen finanziell zu entlasten.
2 Wochen nach der Installation der neuen Kameras und Computersysteme klappte dann alles auch viel besser und das Prinzip "einfach erstmal machen und dann schnell nachbessern" hat mal wieder funktioniert. Jetzt sieht man sich und sein Auto auf einem grossen Bildschirm in den kleinen Schaltern der Mautstationen. Für manuelle Bezahler geht es dann sehr "NICHT-Hightech" weiter, denn man bekommt weiterhin eine dicke Plastikkarte in die Hand gedrückt, die man entgegennehmen und wieder abgeben muss. Warum? ist eine Frage die Frau Xu sich noch nie gestellt hat, es ist einfach so, die Karte muss ein-/ausgelesen werden (siehe Blogeintrag http://JTEBS/2019/autobahngebuhr)
Aus abrechnungstechnischen Gründen nutze ich meist immer noch die "manuelle" Spur, wo man einen Beleg bekommt. Der Preis für mein Autobahnstück zur Arbeit wurde von 10 auf 8 RMB gesenkt. Auch das findet bei Frau Xu viel Lob für die Regierung, denn es sollte nicht immer alles teurer werden. Bezahlt werden kann am manuellen Schalter per smartphone oder auch noch bar. "Warum immer noch so viele bar bezahlen?" frage ich Frau Xu. Sie überlegt kurz und meint dann, es könnte daran liegen, dass man sein Telefon aus dem Auto und vor den Scanner halten muss. "Das ist etwas unpraktisch", gibt sie zu und dauert sogar oft länger als die Barzahlung. Aber, sie hätte gehört, dass neue Scannergeräte geplant sind. Sagt sie und wickelt meine 2 Yuan Rückgeld-Münzen in die Quittung ein, damit sich bei der Übergabe nicht auf die Strasse fallen.
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