03.08.2020

neues Geld

Wer hätte das gedacht: in Zeiten von virtuellem Bargeld, Bezahlen per App (WeChat Pay /Alipay) und Covid, wo auch Geldschein in Quarantäne kamen (und desinfiziert wurden), hat China neue Geldscheine im Wert von über 4 Milliarden Yuan (ca. 530 Mio Euro) gedruckt. Ich habe das erst mitbekommen, als die Autobahn-Mautstationen wieder aufgemacht haben, denn das ist der einzige Ort, an dem ich noch per Bargeld zahle. Inzwischen zirkulieren sie überall und die alten sind kaum mehr zu finden, denn der Zentralbank-Gouverneur hat alle Banken angewiesen, ihre Kunden möglichst nur mit neuen Geldscheinen zu versorgen.
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Die Farben sind ein bisschen kräftiger, die Scheine sind etwas größer, aber haben sich optisch kaum geändert: Mao ziert die Vorderseite, geschmückt von einer Pflaumenblüte. Auf der Rückseite ist die Große Halle des Volkes zu sehen. In dem Gebäude, das sich direkt am Platz des Himmlischen Friedens in Beijing befindet, kommt alljährlich der Nationale Volkskongress zusammen. Neue und zusätzliche Seriennummern, Wasserzeichen, spezielle lichtreflektierende Zonen, ein breiterer Sicherheitssfaden auch für kleinere Scheine. Alles vermutlich um eine weiter besserte Fälschungssicherheit bieten zu können. Die größte erhältliche Banknote ist der 100 Yuan Schein– umgerechnet rund 13 Euro.

Fast zeitgleich mit der Einführung der neuen Scheine testet China seine geplante staatliche Digitalwährung in vier Städten (Shenzhen, Suzhou, Xiong’an und Chengdu) www.handelsblatt.com/finanzen/china-testet-seine-staatliche-digitalwaehrung. Auch hierfür ist eine App notwendig, also eine Software, die den virtuellen Yuan auf das Smartphone bringt. Mit der eigenen Digitalwährung soll das im Umlauf befindliche Bargeld reduziert werden, das vergleichsweise einfach gefälscht und zur Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genutzt werde, hieß es. Und natürlich lässt sich jede Transaktion leichter verfolgen.

Die neue Währung ist von der Zentralbank programmiert und kontrolliert. Es ist im Wesentlichen eine digitalisierte Version des herkömmlichen Geldes, ein „Upgrade der umlaufenden Geldmenge“. Die Ausgabe der chinesischen Zentralbank-Digitalwährung soll wie die des normalen Geldes über die Geschäftsbanken erfolgen. Die neue Währung sei jederzeit gegen den Yuan eintauschbar. Sie verfolge einen doppelten Ansatz: zum Teil beruhe sie auf Blockchain-Technik, zum Teil auf herkömmlichen Verrechnungsverfahren. In einem Feldversuch habe sich gezeigt, dass die Blockchain nicht schnell genug sei, um die Transaktionen vieler Nutzer gleichzeitig korrekt abzubilden.

Der digitale Yuan ließe sich damit bestens für mobiles Bezahlen, für unkomplizierte Kreditvergabe oder für den Bau automatisierter Finanzprodukte verwenden. Doch alle Beschränkungen des alten Yuan bleiben erhalten: Überweisungen über die Landesgrenze hinaus bleiben genehmigungspflichtig, und der Staat kann selbst im Inland jeden Geldfluss nachvollziehen.

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