15.07.2020

Officecouch

An meinem Lieblingsstehplatz im Büro sind Möbel hinzu gekommen. Das ist inzwischen schon ein paar Wochen her, aber darauf sitzen tut nie jemand. Typisches Beispiel von "sieht gut aus, egal ob sinnvoll oder nicht", denn man hätte sich denken können, dass a) in China niemand während der Arbeitszeit auf der Couch rumsitzen wird (denn man tut ja schliesslich den ganzen Tag so, als ob man viel beschäftigt ist) und b) man würde dies definitiv nicht vor dem Chefbüro tun wollen (was sich direkt links befindet).
Foto: neue Möbel 
Ich habe mehrere Theorien, warum die Möbel verspätet dazu gekommen sind (keine davon bestätigt, aber in Zeiten von Corona spekuliert man ja gern):

1. sie sind nicht rechtzeitig fertig geworden

2. sie sind rechtzeitig fertig geworden, aber die Qualität stimmte nicht, deshalb mussten sie nochmal gebaut werden. Das kann auch gern ein zweites oder drittes Mal passiert sein. Wir sind ja in China und es sind ja eh einfache Nachbauten von Designermöbeln.

3. Irgendjemand hat gefunden, dass zu viele Freiflächen im Büro einen falschen Eindruck für eine Wachstumsbranche vermitteln. Also lasst euch bitte etwas einfallen für zu große leere Flächen.

4. Irgendjemand hat gefunden, die Kürzung des Budget für "Plauderecken" war doch keine gute Entscheidung, denn sie gehören zu modernen Unternehmen dazu und wir wollen schließlich auch fortschrittlich sein.

5. Die Möbel sind eine Kompensationsleistung des Innenausbauers, denn es gibt offensichtliche Baumängel: überall wird nachgestrichen, geklebt, Risse im Putz (oder Mauerwerk?) mit Platten wieder abgedeckt, Treppen und Fahrstühle temporär geschlossen etc. Damit es nicht ganz so auffällt, wird natürlich nachts und am Wochenende gearbeitet. Das wird vermutlich auch in den nächsten Monaten weiterhin gemacht, aber zumindest ist der Kunde jetzt etwas entspannter, denn er hat ja schon eine Kompensation erhalten.
Foto: Wochenend-Nachbesserungsarbeiten


Nachtrag: warum ich diesen Platz gern mag? Der Blick ist zugegebenermassen nicht gerade überwältigend, denn man sieht viel Fabrikgelände, ab und zu auch mal die Hochhäuser von Anting, aber man kann ihn (den Blick) zumindest weiter schweifen lassen. Und ab und zu (an einer Hand abzählbar, seit wir im Dezember eingezogen sind) sieht man sogar auch mal die Sonne untergehen.
Foto: Ausblick

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