Herr Tang kommt jeden Tag in den Xiangyang Park. Am Wochenende ist er ab 14:30 Uhr da. In der Woche von 18 -21 Uhr. Er muss pünktlich sein, denn er wird sehnsüchtig erwartet von seinen Tanzschülern: jung und alt, weiblich, männlich, alles ist dabei und freut sich über das Engagement des inzwischen 70jährigen Herrn Tang. "Was kann ich denn Schöneres machen", sagt der Rentner "als meine Freude am Tanzen weitergeben". Diese Freude und Leidenschaft sieht man ihm an, jeden Tag und immer wieder.
Foto: in Action |
"Am Anfang habe ich nur Erwachsenen geholfen, ihre Tanzschritte zu verbessern", erzählt er. Die hatten sich einfach um ihn gescharrt und mitgemacht, wenn er tanzte. Inzwischen bezeichnet sich Herrn Tang ganz offiziell als Tanzlehrer, denn er hat einen richtigen Plan für seine Tanzkurse und eine offizielle Genehmigung, eine Musikbox in den Park mitzubringen.
Herr Tang lacht "ich hatte gar nicht vor zu unterrichten, sondern bin nur in den Park gekommen, um selbst zu tanzen. Es sind dann aber immer mehr Schüler dazugekommen, die fragten, ob sie nicht regelmäßig mit mir üben könnten. Dann fragten Mütter, ob sie ihre Töchter bringen können. Und so kam eins zum anderen" erzählt er stolz.
Herr Tang hat das Tanzen von seiner Mutter gelernt, die ihn schon als kleinen Junge mit in den Park nahm. Herr Tang erinnert sich "Wir hatten nicht viel Geld, aber wenn meine Mutter sonntags zum Tanzen ging, hat sie sich fein gemacht, wie eine richtige Dame."
Ihm war es zu langweilig zuzuschauen, deshalb hat er sich einfach dazugestellt und angefangen, die Bewegungen nachzumachen. Dass er Talent hatte, sah seine Mutter sofort und hat mit ihm viel weiter geübt. Heute versteht er das und sagt "man sieht sofort, wenn ein Kind, Gefühl für Rhythmus, Musik und Bewegung hat." Er zeigt auf die kleine Ying. "Sie ist erst seit einem Monat dabei, aber macht ihre Sache schon viel besser als die große Schwester."
Inzwischen hat Herr Tang es für seine Kurse zur Auflage gemacht: wer regelmäßig kommen will, muss in ein Tanz-Outfit investieren. "Der Rock muss schwingen", sagt Herr Tang "und die Schuhe brauchen einen Absatz". Das Outfit von der kleinen Ying gefällt ihm und mir besonders gut: schlicht, in schwarz-rot-weiß, ganz spanisch mit einem nicht zu kurzen Rock.
Ying's Mutter ist sehr ehrgeizig und hofft, dass zumindest eine ihre beiden Töchter auf der Videoplattform TikTok berühmt werden könnte. (Anmerkung: In China heisst TikTok auch Douyin und ist eine Art chinesisches Youtube, was mit 400 Millionen aktiven Nutzern pro Tag jung und alt mit Kurzvideos unterhält.)
Ying's Mutter freut sich sehr über das Engagement von Herrn Tang. "Er nimmt kein Geld dafür", sagt sie, " das ist sehr ungewöhnlich, denn in China kostet alles Geld."
Warum Herrn Tang kein Geld nimmt, will ich von ihm wissen. "Ach", er schüttelt abwehrend mit den Händen "ich habe alles, was ich brauche" und wiederholt, was er wirklich meint "ich möchte einfach meine Freude am Tanzen weitergeben" sagt er und demonstriert den Kindern erneut, die richtige Hand- und Armbewegung, für die neuen Tanzschritte, die sie heute gelernt haben. www.youtube.com/HerrTangderTanzlehrer
Foto: Vormachen - Nachmachen |
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