16.06.2020

eine kleine Geschichte: Elektroroller

Eine kleine Geschichte von Frau Yang, einer elektrorollenden Oma

Wenn Frau Yang ihren Enkel zur Schule bringt, macht sie das mit dem Elektroroller. Shichao wohnt mit seinen Eltern und Großeltern in einem Hochhaus in der Stadt, im selben Wohnblock, aber unterschiedlichen Stockwerken. Das ist praktisch und viel besser als bei vielen anderen Kindern in seiner Klasse. Die leben in der Woche bei ihren Grosseltern und sehen ihre Eltern nur am Wochenende. Denn die wohnen und arbeiten woanders. Shichao's Eltern müssen natürlich auch arbeiten, aber haben ein Auto. Das nutzt Papa, um zur Arbeit zu fahren. Zur Schule geht es aber immer mit Oma und dem Familien-Elektroroller.
(Anmerkung, die aber vom Thema Elektroroller ablenkt: in den letzten Monaten ging es natürlich nicht zur Schule, denn es wurde online schooling gemacht, über 3.5 Monate. Das war für Shichao ganz schön anstrengend, denn er saß fast den ganzen Tag vor dem Computer bei Oma und Opa, um zu lernen, aber Mitte Mai ging es dann wieder los)
Foto: zur Schule

Sieben Kilometer sind es von der Wohnung bis zur Schule. Mit dem Auto würde es viel länger dauern als mit dem Elektroroller. So sind die beiden in ca 15min an der Schule. Shichao findet die Fahrt auf dem Roller toll, wenn sich Oma gemeinsam mit vielen anderen leise surrenden Rollerfahrern im Schwarm durch die Strassen bewegt. Das ist lustig, nur bei Regen doof, denn da wird man trotz Regencape ganz schön nass.

Die meisten Kinder werden per Roller zur Schule gebracht. Frau Yang, Shichao's Oma, ist sehr stolz auf den Roller "er ist günstig und praktisch und man darf ihn fast überall parken", erklärt sie. Zwischen 30 und 50 kmh schaffen diese Scooter. Vor ein paar Jahren hat die Regierung angeordnet, dass nur noch Elektroroller auf den Strassen fahren dürfen. Das findet Frau Yang auch gut, denn seitdem ist die Luft besser und inzwischen habe sich auch alle Verkehrsteilnehmer daran gewöhnt, dass man die Roller nicht hört.

Aufgeladen wird der Roller über Nacht. Dafür wird der tragbare Akku mit in die Wohnung genommen und an einer Steckdose aufgeladen. Das ist Opa's Job.

Über 25 Mio Elektroroller werden jährlich in China verkauft. Tendenz steigend. Das sind mehr als Autoneuzulassungen. China hat das Batteriezeitalter also schon längst eingeläutet. Was auch eingeläutet wurde, ist das Zeitalter der Verkehrsregeln-beachten. Frau Yang ist darüber nicht ganz so erfreut: "ich habe schliesslich keinen Führerschein und kenne die Verkehrsregeln gar nicht", sagt sie. Das wird sich bald ändern, denn es gibt immer mehr Kameras und Verkehrspolizisten auf den Strassen, die darauf aufpassen, dass Regeln besser befolgt werden. Auch von rollerfahrenden Omas und Opas, die ihre Enkel zur Schule bringen.

Kleingedrucktes zu meinen kleinen Geschichten: Personen, Namen, Handlungen und Zitate sind frei erfunden und nur ein neues Format meiner Bildkommentierungen.

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