07.05.2023

Punkt, Punkt (Hong Kong)

Die prominenteste Ausstellung im M+ war die von Yayoi Kusama (geboren 1929, Japan), die seit den 1960er-Jahren eine der bekanntesten Künstlerinnen der Gegenwart. 

Dicke Punkte sind ihr Markenzeichen. Aber die Ausstellung zeigte unterschiedliche Schaffensphasen, Formen, Farben und Figuren, das weit über dieses Punkte-Leitmotiv hinausging. Die meisten Werke von Kusama sind Botschaften der Unendlichkeit, einer das Individuum verschlingenden Weite. Da sind die „Infinity Net”-Gemälde der sechziger Jahre, meist einfarbige Muster, die die ganze Leinwand bedecken. Diese Netze und Raster malte Kusama auch auf Tisch, Boden und Körper, um mit dem Unendlichen zu verschmelzen. In der Folgezeit prägen das psychisch Zwanghafte den Schaffensprozess: Halluzinationen, die seit den Kindheitstagen das Leben der heute 94-jährigen prägen. 














Mit einem Schlag bekannt wurde die Künstlerin, die sich trotz ihres breiten malerischen Werks in erster Linie als Bildhauerin bezeichnet, mit ihrer „One Thousand Boats Show“ im Jahr 1963. In der New Yorker Gertrude Stein Gallery hatte sie einen schwarzen Erlebnisraum gebaut, in dem ein mit weißen Stoff-Phalli übersätes Ruderboot die Betrachterinnen in Staunen versetzte. Nach eigener Aussage war es die „Angst vor Sex“, die Kusama zu dieser Akkumulation inspiriert hatte. 

Mit „Naked Body Festivals“, in denen sie Körper mit Punkten bemalt, wird Kusama eine Kultfigur der Happening-Kultur der sechziger Jahre. 

Gepunktete Schaufensterpuppen und Möbel stehen auf einem Teppich aus Makkaroni. 1967 übersät sie den ganzen Raum, einen Tisch und fünf Schaufensterpuppen mit den von ihr kreierten „Polka Dots“: großen Punkten, die alle Körper und Gegenstände des Environment als Teil einer umfassenden Einheit verbinden. Was hier schon als „Teil des Ewigen“ begriffen wird, kulminiert in den Spiegelsälen, die als „Infinity Mirror Rooms“ mit dem eigenen grenzenlos multiplizierten Spiegelbild Unendlichkeit suggerieren. 

Seit 1991 füllt sie Ausstellungsräume mit gelben, gepunkteten Kürbissen. Auf der Biennale Venedig 1993 schenkt sie die Besucherinnen kleinformatige Kürbisse als Teil einer Performance. Sie werden zu weit verbreiteten Markenzeichen ihrer Kunst. Auch als Modeschöpferin und Gedicht-Autorin macht sie sich einen Namen. 

Lebensbedrängende psychische Probleme nahmen in New York zu. 1973 kehrte sie nach Japan zurück und zog sich vier Jahre später in eine psychiatrische Klinik zurück, in der sie bis heute lebt und in einem für sie eingerichteten Atelier arbeitet.


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