07.10.2021

Was war Bambi wirklich?

Fortsetzung:

Der beliebte Kinderfilm „Bambi“ berührt seit der Uraufführung im Jahr 1942 die Herzen von Kindern und Eltern gleichermaßen. In der deutschsprachigen Version des Zeichentrickfilms wird die Geschichte eines kleinen Rehkitzes erzählt, dass früh seine Mama verliert und zu einem stattlichen Hirsch heranwächst.

Der Autor des Buches ist Felix Salten. Er wurde 1869 als Siegmund Salzmann in Pest (Ungarn) geboren. Seine Familie zog kurz nach seiner Geburt nach Wien. Salten war Schriftsteller und Journalist und ein Vertreter der Wiener Autoren-Gruppe „Jung-Wien“.

Geht es nach dem Buch von Felix Salten, ist Bambi ein Rehkitz. Jedoch wussten die Zeichner des Walt Disney Studios zu wenig über diese europäische Wildart Reh. Aus Mangel an Informationen über Rehe oder auf Grund eines Übersetzungsfehlers, nahmen die Zeichner einen in den USA beheimateten Weißwedelhirsch als Vorlage für den Film. Somit hat sich hier der erste Filmfehler eingeschlichen. 
Bambi ist kein Rehkitz im Film, sondern ein Weißwedelhirschkalb

Für weitere Verwirrung sorgte die Synchronisation von der englischen zur deutschen Sprache: Aus dem gezeichneten Hirschkalb wurde wieder ein Rehkitz.

Der Stolperstein in der (Rück-)Übersetzung ist das englische Wort „Deer“.
Es wird sowohl für das deutsche Wort „Reh“ wie auch für „Hirsch“ verwendet. Aber für „Hirsch“ ist das englische Wort „Stag“ präziser und korrekter. Wobei mit „Stag“ zugleich auch das Geweih des Hirsches bzw. Rehbockes bezeichnet wird.

Aber zurück zu dem Disney-Bambi-Weißwedelhirsch.

Die Jungtiere von Rotwild, Rehwild und Weiswedelhirschen lassen sich mit flüchtigem Auge schnell verwechseln. Alle drei haben nach der Geburt weiße Flecken im Fell und niedliche Kulleraugen. Neben der Größe ist der offensichtlichste anatomische Unterschied: der Schwanz.

  • Rehe haben keinen Schwanz.
  • Rotwild hat einen kurzen, braunen Schwanz.
  • Bambi als Weißwedelhirsch hat, wie der Name vermuten lässt, einen vergleichsweise längeren, weiß-braunen Schwanz.
Es gibt weitere "Filmfehler" bei Bambi:

Der Hirsch ist kein Vater des Rehs
Bambi wird im Film immer wieder von seinem Vater, einem stattlichen Hirsch, beschützt. Im Laufe des Films wächst auch Bambi zu einem majestätischen Hirsch heran und wird am Ende des Films selbst Vater. Ein Reh kann aber nur zu einem Rehbock/Brokat heranwachsen, denn Reh und Hirsch sind nicht miteinander verwandt. Rehwild und Rotwild sind eine eigene Tierart, auch wenn sie zur Gattung Hirsch/hirschartigen Schalenwilds gehören. 
Die Konstellation „Hirschpapa und Rehmama“, wie in der deutschsprachigen Fassung des Filmklassikers dargestellt, kommt in der freien Natur daher niemals vor.


Der Hirsch kümmert sich nicht um den Nachwuchs
Auch wenn es für uns Menschen dem Idealbild einer Familie entspricht, wird sich ein Hirsch niemals fürsorglich um seinen Nachwuchs kümmern.
In Wahrheit lebt das Rotwild nach Geschlechtern getrennt in Rudeln. Es gibt Kahlwildrudel und Hirschrudel. Nur zur Brunftzeit – für die Paarung – begeben sich die Hirsche zum Kahlwildrudel. Sowie die Brunftzeit vorüber ist, gehen die beiden Geschlechter wieder getrennte Wege. Einzige Ausnahme hierbei ist die Notzeit im Winter, wenn Fütterungen durch den Menschen erfolgen.
Ein Familienrudel, wie im Film dargestellt, gibt es in der freien Natur nicht. Auch kümmert sich der Hirsch nicht um die Aufzucht der Jungtiere.

Die Brunftzeit ist nicht immer im Frühling 
Bei der Paarungszeit gibt es einen Unterschied: 
Die Brunftzeit findet beim Rehwild im Hochsommer statt, von Mitte Juli bis Mitte August.
Die Brunftzeit des Rotwildes findet im Spätsommer bzw. Herbst statt, von Ende August bis Anfang Oktober. Der exakte Zeitpunkt hängt auch von der jeweiligen Höhenlage 
Das Rehwild bringt seinen Nachwuchs im Mai, das Rotwild von Mai bis Juni zur Welt.

Das alles hat wunderbar recherchiert und zusammengetragen: www.jagdfakten.at/mythos-bambi-hirsch-nicht-reh

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