25.08.2020

eine kleine Geschichte: Leihradfahrer

Eine kleine Geschichte von Yifeng, dem lichterlosen Leihradnutzer

Wenn es dunkel wird, muss man auf den Straßen von Shanghai besonders aufpassen. Denn überall fahren Radfahrer ohne Licht. Yifeng ist einer von ihnen. Er nutzt die vielen Leihräder, um sich in der Stadt zu bewegen.
Quelle: dunkle Gestalten


"Vor einem Jahr gab es noch viel mehr Leihräder", erzählt Yifeng. Aber dann hat Ofo fast pleite gemacht. Die Nachfolgefirma ist vorsichtiger mit der Bereitstellung der Massenräder. Aber allen neuen und alten Leihrädern ist gemein: einfachste Technik mit Vollgummibereifung und ohne Licht.

"Licht braucht man nicht", findet Yifeng und versteht meine Frage eigentlich auch nicht. "Es ist doch überall hell genug wegen der Straßenbeleuchtungen und Autos." Dieser Ansicht ist auch die chinesische Regierung, denn Licht am Fahrrad ist nicht vorgeschrieben. Reflektoren gelten als sicher genug.
Foto: Reflektor statt Licht

Aber Yifeng stimmt zu, dass es manchmal zu später Stunde und bei vielen Schlaglöchern auf der Strasse recht gefährlich sein kann, wenn es dunkel ist. Aber dann fährt er einfach langsamer und konzentrierter, soll heissen, er schaut NICHT parallel beim Fahren auf sein Handy.
Foto: Yifeng auf dem Leihrad
In Shanghai gibt es rund 1,5 Millionen Leihfahrräder. Sie sind nicht an Stationen gebunden und können überall abgestellt werden. Aber, wie Yifeng schon erzählte, gibt es inzwischen weniger. Auch wurden die Abstellmöglichkeiten und damit leichte Verfügbarkeit von der Stadtregierung reduziert. "Da", er zeigt auf eine Heckenbepflanzung, "standen im letzten Jahr noch überall Leihräder, was super praktisch war, denn der Metroeingang ist keine 100m entfernt. Hier hat man immer ein Rad bekommen."
Foto: Hecken statt Räder 
Jetzt überlegt Yifeng, ob er sich vielleicht doch wieder ein eigenes Fahrrad zulegen soll, denn er ist auf das Rad angewiesen, um zur Arbeit zu fahren. Yifeng arbeitet als Koch in einem kleinen Restaurant seiner Tante.

Als die Leihräder von Ofo und Mobike boomten hatte er sich sofort die Apps heruntergeladen und sein altes, eh klappriges Fahrrad abgeschafft. Die Leihräder findet Yifeng total praktisch. Mit der App sind sie schnell entriegelt, sofort nutzbar und sehr billig (je nach Tageszeit zwischen 0.5-1 RMB pro Stunde, also 0,07-0,15 Euro https://qpsoftware/bike-sharing-china-mobike-vs-ofo www.rolandberger.com/Point-of-View/bike-sharing-startups.) Aber jetzt ist es schwieriger geworden, eins zu finden, besonders morgens, wenn er zur Arbeit will. Also wird Yifeng weiter überlegen, ob er sich doch wieder ein eigenes Fahrrad kauft. Eins ist dabei sicher: eine Fahrradlampe soll es nicht haben.

Kleingedrucktes zu meinen kleinen Geschichten: Personen, Namen, Handlungen und Zitate sind frei erfunden und nur ein neues Format meiner Bildkommentierungen.

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