28.03.2023

Tag 5



Ich treffe nacheinander Saejin (alias Emma), DH und Natalie. 

Emma ist nun auch schon in ihrem 5. Jahr bei VW. Ich hatte sie damals eingestellt und - obwohl VW aufgrund des Diesel Gate einen total schlechten Ruf hatte, ist sie gekommen, weil - so erzählte sie mir später - wenn bei VW so tolle Frauen wie ich arbeite, muss es eine gute Firma sein. Das ging natürlich runter wie Öl und ich hatte auch die Ehre, ihr einen englischen Namen zu geben (Emma), denn sie hatte damals keinen und freute sich total über diesen (ersten) Vorschlag bei einem Dinner.

Was mir nicht mehr so klar war: Emma ist inzwischen auch schon 40 und hat 13 Jahre Berufserfahrung hinter sich (3 bei einer digitalen Agentur, 6 bei einer Kreativagentur, dort auch auch ‘digital’ spezialisiert und nun die 5 Jahre auf  VW ‘Kundenseite’ als digital manager). Wie es weitergeht, weiss sie nicht recht, will aber auf jeden Fall eine Teamleiterin werden, denn sonst geht es ja wirklich nicht weiter…hmm. 

Das reicht irgendwie nicht als Motivation oder Plan und so wird der erste Coffee-Talk des Tages auch gleich ein Mentoring-Gespräch. Eines der ‘Grundlagen-Sorte’, denn Emma hat sich wirklich zu wenig Gedanken über ihre eigenen Stärken gemacht und wie sie als Leaderin sein würde. Ich kenne sie aber auch zu wenig, denn sie hat damals nicht direkt an mich berichtet, sondern war in DH’s Team. 

Wir machen deshalb einen DISC Persönlichkeitstest www.123test.com/disc-personality-test/. Aber ich lass sie vorher raten, was sie meint, wo ihr Schwerpunkt liegt. Vielleicht ‘S’ für Stabilität/Zuverlässigkeit? Das Ergebnis überrascht uns beide, denn sie hat starke Ausprägungen bei D (Dominanz) und I (Influence/Einfluss). Na dann, werde dir mal klarer was du willst und fange an, deutlicher zu zeigen, dass du Leitungsfunktionen (ob in Projekten oder Meetings) übernehmen willst (und übe) Und siehe, dass/wie du aktiver deine berufliche vertikale Entwicklung beeinflussen kannst. 

DH hat einen Tisch im Restaurant des Aloft Hotels reserviert. Er ist auf jeden Fall ein ‘C’ und ‘S’ Typ, der kein Risiko mag und Vorsorge betreibt. Er hatte mir (2 Tage vorher) genau geschrieben, in welcher Etage sich das Restaurant befindet, unter welchem Namen der Tisch reserviert ist und dass es sein kann, dass er max. 10min später kommt, falls sein vorheriges Meeting wirklich bis 11:30 geht. Er kommt um 11:35, wir sind die einzigen im Restaurant. DH ist mein Nachfolger geworden, nun auch schon 50, es wird vermutlich der Job, auf dem er in Rente gehen wird, deshalb ist er sehr bemüht zu zeigen, dass alles gut läuft, ee zufrieden ist, natürlich gibt es einige Herausforderungen (z. B. ein erneut schlechtes Stimmungsbarometer des Marketing-Teams oder sinkende Budgets und Planstellen, denn es werden nur noch 20.000 Fahrzeuge pro Jahr verkauft vs. 30.000 geplanten). Er berichtet lieber über die erfolgreiche Bewerbung seines Sohnes bei den renommiertesten Ingenieursuniversitäten, die trotzdem ein bisschen chaotisch verlief, denn es gibt 2 Systeme. Einige Universitäten gehen nach Schulnoten, andere nur nach einem harten Test. Problem: die Testergebisse werden erst spät veröffentlicht, so dass Jacob den Platz an einer Elite-Universität in Pohang angenommen hatte (Die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Pohang ist eine weltweit renommierte Universität. Bereits 1998 wurde sie als beste Wissenschafts- und Technologieuniversität in Asien eingestuft)  Also, wurde DH’s Touareg voll gepackt und Jacob startete im Februar in Pohang. Dann kam das hervorragende Testergebnis der ebenfalls renommierten Seoul University, die den Schwerpunkt mehr auf Wirtschaftsingenieurswesen haben. Zu diesem Zeitpunkt fühlte sich Jacob aber schon sehr wohl in Pohang. Trotzdem entschied er sich nach einem Monat abzubrechen, damit er nicht zu viele Freunde dort findet. Wenn ich es
richtig verstanden habe, kann er aber nun erst im nächsten Semester in Seoul starten und muss sogar den Test nochmal machen. Aber egal, der Touareg wurde wieder gepackt und Jacob ist wieder bei den Eltern eingezogen, die gerade angefangen hatten, ihr neues Leben zu genießen. Nun beschwert sich DH’s Frau, dass sie wieder täglich für Jacob kochen muss und weniger Zeit für ihren Karriereaufbau
als Illustratorin hat (sie war Künstlerin als DH sie an der Universität kennengelernt hatte, dann aber Vollzeit-Mutter seit Jacob da war). Sich darüber zu unterhalten, dass ihr Sohn vielleicht nicht jeden Tag bekocht werden muss, ist überflüssig, denn DH ist ein CS-Typ (Siehe oben, DISC) und bestimmte Dinge müssen eben einfach sein, damit das Leben in geregelten Bahnen verläuft :) Erstaunlich, dass er eine Künstlerin geheiratet hatte (aber er hatte es mal erzählt: sie war von allen Studenten umschwärmt und deshalb war er sehr stolz, als sie sich für ihn interessierte und hat ‘zugegriffen’).


 

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