08.02.2022

Puppe

Die Puppe war schon immer und ist auch heute noch das wichtigste Spielzeug des Kindes. Leider wird das von vielen Eltern nicht mehr so gesehen, und die Kinder werden eher mit Stofftieren versorgt. Mit der Puppe geht das Kind durch Höhen und Tiefen, an ihr übt es sich in Empathie und sozialer Intelligenz. Die knuddelige Puppe zum Liebhaben gehört deshalb in jedes Kinderzimmer. Puppen, die auf Knopfdruck lachen oder reden können, brauchen Kinder hingegen nicht. Denn sie lassen ihnen keinen Raum zur Entfaltung der Fantasie und Kreativität. Eltern und Erzieher(innen) haben längst festgestellt: Obwohl Kinder sich vielleicht eine solche Puppe sehnlich gewünscht haben, fristet sie schon recht bald ein einsames Dasein auf dem Regal oder im Spielzeugschrank. Dieses Schicksal teilen sie mit ferngesteuerten Autos und anderen übertechnisierten Spielsachen, die der Fantasie zu wenig Raum lassen“, sagt die Kindertherapeutin Gabriele Pohl www.spielundzukunft.de/rund-ums-spielen/kinder-brauchen-puppen

Warum hängen schon die Kleinen so sehr an ihrer Lieblingspuppe oder dem Kuscheltier?

Die allerersten Puppen, Kuscheltiere und Schmusetücher werden in der Psychoanalyse Übergangsobjekte genannt. Sie sind ein Symbol für die mütterliche Anwesenheit, auch wenn die Mutter gerade nicht da ist. Das Übergangsobjekt erleichtert die allmähliche Ablösung von der Mutter in einem Stadium, in dem das Kind sie als eigenständige Person wahrnimmt. In diesem schmerzhaften Prozess braucht es etwas zum Anschmiegen und Liebhaben. Die Puppe bekommt einen Namen, wird bemuttert und spielt vielleicht die allerwichtigste Rolle im Leben des Kindes. Sie trägt ein Stück seiner Seele in sich. Und sie wird um ihrer selbst willen geliebt, so wie auch das Kind geliebt werden möchte. Diese Puppen sind Kinder. Sie repräsentieren nichts, was das Kind noch nicht hat oder kann und stehen als sein zweites Selbst dafür, was es in seinem Innersten bewegt. Kuscheltiere erfüllen in diesem Sinne die gleiche Funktion wie Puppen – vor allem bei Jungen. Dennoch halte ich es für wichtig, dass Jungen mit Puppen spielen. Schließlich werden sie später ja auch nicht Väter von Schlappohrhasen und Zottelbären.

Ahmen Kinder im Spiel mit der Puppe die Welt der Erwachsenen nach?
Ja, denn das kleine Kind lebt noch ganz in der Nachahmung dessen, was der Erwachsene tut. Nachhandelnd versteht es dessen Tätigkeit, nimmt Anteil an der Versorgung durch Vater und Mutter. Es kocht und füttert seine Puppe und legt sie schlafen. So erwirbt es spielerisch Qualitäten wie Fürsorge und Verantwortung. Indem es die Seelenqualitäten des Erwachsenen bei seiner Tätigkeit wahrnimmt und imitiert, übt es sich in der Kunst der Empathie. Die Puppe ist ein Spiegelbild des Kindes. Sie durchlebt und erleidet alles, was das Kind beschäftigt. Im Spiel rekonstruiert es seine Wirklichkeit.Es ist noch nicht wie ein Erwachsener in der Lage, seine Erlebnisse zu reflektieren oder sie in Gedanken vorweg zu nehmen. Aber es kann sie vor sich hin stellen, indem es sie im Spiel aus einer gewissen Distanz betrachtet und sie damit in seinem Gedächtnis verankert. So kann es später wieder auf die gemachte Erfahrung zurückgreifen und ist der Situation dann besser gewachsen. Das Kind kann nicht sagen, wie und warum es spielt. Insofern ist sein Spiel eher ein Akt des Vorfühlens oder Nachfühlens als einer des Denkens. Das Kind bringt so Ordnung und Struktur in die Erlebnisse, mit denen es ständig konfrontiert wird.

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