12.06.2020

eine kleine Geschichte: back to school

Eine kleine Geschichte von Frau Zhiping, einer Lehrerin in Shanghai

Frau Zhiping ist froh, dass die Schule wieder los gegangen ist. Wegen der Corona Pandemie waren die Schulen in China seit Ende Januar landesweit geschlossen. Im Mai ging es dann unter strengen Vorsichtsmaßnahme wieder los: Das Betreten des Schulgeländes erfolgt einzeln, enge Absperrungen weisen den Weg zur Fiebermessung und auch die Schüler müssen ihren Gesundheits-Code auf einer speziellen Handy-App vorzeigen. Ohne Masken geht es nicht rein, aber die gibt es jetzt kostenlos für alle, jeden Tag eine. Auch Desinfektionsmittel und Müllbeutel werden bereit gestellt.

Vor dem Klassenzimmer wird dann nochmal die Temperatur gemessen. Das macht Frau Zhiping persönlich. "Wir sind jetzt sehr vorsichtig", sagt sie, "aber ich bin stolz auf unsere Kinder, wie diszipliniert sie sind und verstehen, dass all diese Maßnahmen sehr wichtig sind."
Foto: vor dem Klassenzimmer
Das Klassenzimmer füllt sich langsam. "Jedes Kind hat seinen eigenen Tisch und Stuhl. Das ist in vielen Schulen so", erklärt Frau Zhiping, "aber wir haben trotzdem auch aufstellbare Plastik-Trennscheiben für die Tische von der Regierung erhalten."

Frau Zhiping ist nicht nur stolz auf ihre Kinder, sondern auch auf die Regierung, die es geschafft hat, die Pandemie zu bekämpfen. "Die Zeit des Online Unterrichts war für alle sehr anstrengend", sagt sie. Ohne viele Überstunden und großen persönlichen Einsatz hätte es nicht geklappt, denn "natürlich kannten wir uns mit den Unterrichts-Apps nicht aus. Und am Anfang funktionierte es auch nicht so gut", gibt sie zu. Ständig war das Internet überlastet, die Verbindung gestört oder man konnte nichts hochladen.

Apps, die VOR Corona kaum jemand kannte, wurden über Nacht populär. Dazu gehörte vor allem Dingtalk, eine Alibaba-App., die schon 2014 programmiert wurde, eigentlich für Konferenzen und Besprechungen in Unternehmen. Sie war die am häufigsten heruntergeladene App Chinas nach dem Chinesischen Neujahr, musste aber oft nachgebessert werden, weil die Nutzer sie sehr schlecht bewerteten. Oder war es gar Kalkül - keine App, kein Unterricht? Nein, so etwas würde in China wohl nicht vorkommen, denn Lernen ist wichtig. 

Frau Zhiping saß während des Online-Schoolings fast den ganzen Tag in ihrem kleinen Wohn-Esszimmer vor dem Computer mit einer Kamera und hat virtuellen Video-Unterricht gegeben.
Videos vom Unterricht aufzunehmen, ist allerdings nichts Neues für Frau Zhiping. "Das machen wir schon lange und schicken die Videos dann an Eltern oder Großeltern, damit sie die Leistung ihrer Kinder sehen und kontrollieren können."

Bis spät abends hat sie dann zusätzlich Nachhilfestunden gegeben, mit Eltern oder Großeltern gesprochen und die Hausaufgaben kontrolliert. "Es war nicht ganz leicht", gibt sie zu, "denn wir haben nur eine sehr kleine Wohnung und ich musste mich außerdem um meine 2jährige Enkelin kümmern. Meine Tochter arbeitet als Krankenschwester", fügt sie stolz hinzu. 

Wie lange sie noch an der Tür des Klassenzimmers stehen wird, um Temperatur zu messen, das weiß sie noch nicht, aber inzwischen findet sie es richtig gut, denn so kann sie alle Schüler einzeln begrüßen.

Kleingedrucktes zu meinen kleinen Geschichten: Personen, Namen, Handlungen und Zitate sind frei erfunden und nur ein neues Format meiner Bildkommentierungen.

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