08.09.2020

eine kleine Geschichte: Coloristin

Eine kleine Geschichte von Cindy, der farbenfrohen Friseurin

Als wir Cindy kennengelernt haben, arbeitete sie noch als Angestellte in einem großen Friseurladen. Und sie war diejenige, die geholt wurde, wenn Laowais, Ausländer, am Empfangstresen standen, denn Cindy ist aus Hong Kong d.h. sie spricht perfekt Englisch und ist super effizient. Zack, zack, zack ist immer alles schnell geklärt, für die anderen übersetzt und los kann's gehen. "Ich habe mich in Shanghai spezialisiert", erzählt Cindy, die eher zu den nicht-erzählenden Friseuren gehört, wenn man nicht konkret fragt "damals war das Thema Haarefärben nur auf schwarz begrenzt und ich war ein echter Exot mit meinen bunten Haaren", sagt sie, lacht verlegen und cool zugleich.
Cindy ist Coloristen mit beneidenswert dickem und schnellwachsendem Haar, das aktuell grau gefärbt ist, und sie inzwischen ihre eigenen Chefin.

"Wenn man in einem Friseurladen angestellt ist, ist das Grundgehalt klein und du verdienst nur gut, wenn du viele Kunden hast", sagt sie. Haarschneide-Kollege Jack, ebenfalls aus Hong Kong, aber eher Kategorie "erzählfreudiger Friseur", fügt hinzu: "Als Senior Hair Stylist bist du schon fast dein eigener Unternehmer, denn du arbeitest wie auf eigene Rechnung, denn du wirst für jeden Schnitt bezahlt, musst aber Abzüge für die Nutzung des Equipments und die Helfern zahlen. Manchmal ist es  auch eine Pauschale pro Stunde und Stuhl". Und klar bringt er sein eigenes Schneidewerkzeug immer mit.

Und weil das so ist, haben sich beide Ende letzten Jahres entschieden, einen eigenen Salon aufzumachen. Cindy ist die Businessfrau dahinter und nach wie vor Chef-Coloristen. Jack "hat es nicht so mit Zahlen", aber schneidet sehr gut. Der Laden ist jetzt etwas weiter von uns entfernt, aber in 10min mit dem Auto erreichbar und in einem Isetan Kaufhaus.
Wie es denn jetzt so läuft, will ich wissen. Cindy nickt, nicht überschwänglich aber ein "ok-Nicken". "Es kommen allerdings keine neuen Kunden hinzu", sagt sie dann doch noch, was ich verstehen kann, denn den Laden muss man kennen, um ihn zu finden. Ein junges Mädchen flitzt hinter uns vorbei. Ich hatte von Jack schon erfahren, dass es Cindy's Tochter ist, aber ich frage trotzdem. "Ja," und Cindy lächelt "das ist auch super an dem eigenen Laden: sie konnte hier sein als die Schulen wegen Corona geschlossen waren und jetzt in den Ferien." Spricht ihre Tochter Englisch? Ein kleines Seufzen ertönt. "Sie versteht nich schlecht, aber ist sehr schüchtern. Zuhause sprechen wie nur Kantonesisch." (Kantonesisch und Englisch waren die beiden offizielle Amtssprache in Hong Kong. Ob das immer noch so ist, bezweifele ich...) Ob sie ihr auch schon mal die Haare gefärbt hat, will ich wissen. "Klar", Cindy grinst schelmisch "einmal auch als Trick, um ihr danach die Haare abschneiden zu können, was sie immer nicht wollte." Siehe da, wenn es um ihre Tochter geht, wird Cindy sogar richtig gesprächig. Aber dann sind wir fertig mit den Strähnen und sie ist auch schon los zum nächsten Kunden, der etwas verlegen seine Mütze absetzt, denn er war 4 Monate nicht mehr beim Friseur.

Kleingedrucktes zu meinen kleinen Geschichten: Personen, Namen, Handlungen und Zitate sind frei erfunden und nur ein neues Format meiner Bildkommentierungen, Beobachtungen, Gespräche und Recherchen.

Was macht eine Coloristin? www.gehalt.de/beruf/colorist-coloristin#berufsbild
Eine Coloristin ist eine Friseurin, die auf Colorationstechniken spezialisiert ist. Sie ist stets auf dem aktuellen Stand der Haarfärbetrends und beherrscht die entsprechenden Techniken, um diese umzusetzen. Die Kundenwünsche und -zufriedenheit stehen dabei im Fokus der Coloristin. Sie berät hinsichtlich der passenden Farbe, schenkt den individuellen Anforderungen der Kundin Beachtung und weiß, welche Haut- und Augenfarben mit welchen Haarfarben harmonieren.

Nicht selten bringen Kundinnen Bilder von Prominenten mit, nach deren Vorbild sie ihre Haare gefärbt und gestylt bekommen möchten. Coloristinnen sind nicht nur in der Lage, anhand des Fotos aus bereits vorhandenen Haarfarben die passende auszuwählen, sondern sie können auch eine eigene Rezeptur erstellen, um den Farbton bestmöglich zu treffen. Zudem bessern sie ausgeblasste Spitzen oder ausgewachsene Ansätze aus. Coloristinnen beraten außerdem bezüglich der Haarpflege und geben sowohl für die Vor- und Nachbehandlung der Färbung Tipps.

Wer Colorist werden möchte, kann bereits während der Friseurausbildung den Schwerpunkt Coloration wählen. In der Weiterbildung zum staatlich geprüften Coloristen können Friseurgesellen bei privaten Anbietern ihr Wissen rund um das Thema Farbe vertiefen. Innerhalb von fünf Wochen werden spezielle Färbetechniken und umfassendes Wissen rund um die Themen Haar und Farbe vermittelt. Schließlich wird eine Prüfung bei der Handwerkskammer (HWK) absolviert, die staatlich zugelassen und einheitlich geregelt ist.

Um das eigene Profil weiter zu stärken, haben Coloristen darüber hinaus viele Möglichkeiten. Sie spezialisieren sich beispielsweise zusätzlich auf Haarverlängerungen oder absolvieren eine Zusatzausbildung zum Visagisten. Dies sichert gute Karrierechancen in Friseur- und Stylisten-Salons.
Foto: kritischer Panther

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