22.08.2020

heimliche Verkehrsregeln

Trotz verbesserter Disziplin (siehe Blogeintrag von gestern), Verkehrsregeln, Verkehrspolizisten und Verkehrskameras ist das Fahren auf Chinas Strassen anders, was nicht heisst, dass man sich in Shanghai unsicherer fühlt als in anderen Großstädten. Meist sind die Strassen auch so verstopft, dass nur ein langsames Vorankommen möglich ist und viele Unfälle nur Blechschäden zur Folge haben.
Foto: Verkehr in der Großstadt

Aber irgendwie sind die unausgesprochenen Regeln der Verkehrsteilnehmer ganz anders, vielleicht manchmal eher dem Schwarmverhalten als der Straßenverkehrsordnung folgend.
Foto: Ameisenstrasse


Einige solcher Regeln lauten:

1. Konzentriere dich darauf, was VOR dir passiert. Hinten hast du schließlich keine Augen.

2. Das Schauen in Rückspiegel ist unnatürlich und lenkt von Regel Nr 1 ab. Allerdings, wenn es nicht zu hektisch und unübersichtlich ist, schauen einige Chinesen auch manchmal in die Spiegel.

(Als ich das positiv anmerkte bei einer Mitfahrt, lachte Cao Yifeng und sagte, er wäre ein vorsichtiger Fahrer und doch, doch, wir nutzen die Rückspiegel und ich würde das mit Indien verwechseln, wo Autos keine Rückspiegel haben oder extra abgebaut werden, so hätte er jedenfalls gehört.)

3. Wir fahren einfach mal aufeinander zu, der Rest ergibt sich dann schon irgendwie.

4. Wer forscher seine Absicht bekundet, macht es anderen Verkehrsteilnehmern klarer.

5. Im Zweifelsfall: langsam fahren. Auch gern mal auf der linken Spur der Autobahn.

6. Beachte die Hierarchie der Verkehrsteilnehmer: Schnell vor langsam und gross vor klein.
Damit sollte man sich als Autofahrer vor Bussen und LKWs in acht nehmen und als Fußgänger steht man klar unten in der Hierarchie. Lieferanten-Mopeds haben allerdings einen Sonderstatus, denn sie sind schnell, wendig, liefern Essen (systemrelevant!) und haben es meist sehr eilig, siehe Regel 4.

7. Spurenwechsel hilft nicht unbedingt, aber versuche es trotzdem.

8. Hupen ist ein Mittel, um auf sich selbst aufmerksam zu machen (auch wenn man die Verkehrsregeln gerade bricht oder WEIL man sie bricht), allerdings ist es in Großstädten oft verboten.

9. Wenn man warten vermeiden kann, tue es! Langsam fahren oder gehen, ist besser als stehen.
(Deshalb fliesst der Verkehr meist doch irgendwie, trotz hohem Verkehrsaufkommen, zäh aber stetig und man fühl irgendwie immer ein bisschen an Ameisenstrassen erinnert)

10. Helme sind unnütz (warm, unhygienisch, beweglichkeits- und sichteinschränkend).
Wenn das Tragen von Helmen wirklich wichtig wäre und schützen würde, hätte es die Regierung schon längst angeordnet.

Das Tempolimit liegt in China übrigens bei 60 km/h in der Stadt (80km/h auf Hochstrassen und 100 bis 120 km/h auf Schnellstraßen und Autobahnen).

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