Youmin und ich verpassen uns morgens bzw. es dauert eine Weile bis wir endlich zusammen finden. Denn wer hätte gedacht, dass es zwei MMCA (
Museum of Modern & Contemporary Art) gibt. Tatsächlich kenne ich beide, aber hatte nicht gedacht, dass eines noch unter ‘MMCA Seoul’ laufen würde, denn es liegt recht weit außerhalb. Youmin, die aber ‘recht weit außerhalb’ wohnt und 1,5 Std zum Pendeln zur Arbeit benötigt, hatte angenommen, ich meinte das, was dichter bei ihr liegt. Zum Glück hatte sie Urlaub, fährt gern Auto und es war eine Zeit, in dem der Stau in Seoul nachgelassen hat, so dass wir uns doch noch treffen konnten.
Sie hat sich vor 2 Jahren scheiden lassen, was in Korea immer noch ungewöhnlich ist, denn ‘du arrangierst dich’ meist lieber mit der Situation als es öffentlich zu machen, ist deshalb nun alleinerziehende Mutter, weiterhin Motorradfahrerin, aber gibt - auch ungewöhnlich - ganz offen zu, dass sie zum Psychologen geht, um mit ihrem Leben und der Depression zurecht zu kommen. Es ist immer noch komisch, von Menschen, die so stark und klar wirken, zu hören, dass es ihnen immer wieder mal nicht gut geht. Sie überlegt, ins Ausland zu gehen, denn ist selbst in England eine Weile aufgewachsen und wirklich eine Muttersprachlerin in beiden Sprachen, Englisch und Koranisch. Auch untypisch. Unseren großen TV-Holzunterschrank, den wir aus Hong Kong hatten, besitzt sie immer noch :)
Sie arbeitet auch immer noch bei AVK (Audi Volkswagen Korea), was jetzt aber VWK (Volkswagen Group Korea) heisst, in einem Team auf Group Ebene, das sich um Digitalisierungsthemen kümmern soll. Ganz dramatisch: ihr englischer Chef, mit dem sie sich super verstand, liegt nun seit Wochen schon im Koma und es gibt wenig Hoffnung. Übernommen hat eine Koreanerin, die ich auch noch kenne und nicht schätzte, mit der sie gar nicht klar kommt…
Nachmittags treffe ich mich mit BJ und Sunny. Sunny ist eine ganz loyale Mitarbeiterin von BJ, die er aus Hyundai Zeiten kennt und dann auch bei VW eingestellt hat. Inzwischen ist sie 3fache Mutter, erst von einer Tochter, dann kamen Zwillinge. Auch hier wurde beim zweiten Mal nachgeholfen, aber es sollten nicht unbedingt Zwillinge werden.
Abends gibt es dann Pasta mit
Jenny im GROM, einem Restaurant direkt zwischen Office und altem Zuhause und eine damals häufige Lunch-Location, denn das Restaurant war wenig besucht (aber gut geeignet für Gespräche), so dass ich nicht gedacht hatte, dass es ‘überlebt’. Aber es war schon damals das ‘Hobby’ einer Frau eines reichen Mannes und scheint sich ganz gut entwickelt zu haben.
Jenny kam gerade von einer Japanreise zurück, die sie sehr inspiriert hat, denn es war eine organisierte Reise zu drei Dörfern, die es geschafft haben - dank Investoren - sich wiederzubeleben mit kulturellen oder anderen interessanten Highlights (wie Gallerie/Museum, Shop- oder Restaurant-Konzepten) und gleichzeitig modernen Übernachtungsmöglichkeiten, so dass Touristinnen kommen.
Jenny ist inzwischen auch schon Mitte 40 und 20 Jahre bei VW…zu lange, wie sie selbst merkt und nach etwas Neuem sucht.
Die Hündin, die sie eigentlich für ihre Eltern angeschafft hatte, ist inzwischen ihre beste Freundin. Jenny ist nicht verheiratet, was eine ‘Belastung’ in Korea ist, egal wie zufrieden du eigentlich mit deinem Leben bist.
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