07.07.2020

eine kleine Geschichte: Dancing on Douyin

Eine kleine Geschichte von Ying Fei, der TikTok Tänzerin 

Ying ist 7 Jahre alt und liebt das Tanzen. Fast noch viel mehr liebt sie aber aktuell ihren neuen roten Rock, den Mama auf Taobao für sie und ihre Schwester erstanden hat. Taobao ist eine chinesischen eCommerce Plattform von Alibaba, also eine chinesische eBay-Amazon-Kombination, auf der Waren entweder als Auktion oder zu einem Festpreis angeboten werden. Ying's Mama kauft fast alles auf Tabao.
Foto: Douyin / TikTok logo


Foto: Tanzen
Überhaupt liebt Ying's Mama das Internet und vor allem liebt sie die Videoplattform TikTok, die im Chinesischen Douyin heisst. Es handelt sich um ein soziales Netzwerk, ähnlich wie Instagram, also eine kostenlose App. Anstatt von Bildern werden jedoch kurze, selbstgedrehte Videos eingestellt, meist mit Musik unterlegt, häufig wird dazu getanzt oder gesungen. Seit es diese Platform gibt (2017), ist Ying's Mama richtige "Filmemacherin" geworden. Es startete damit, dass sie für Ying's Oma die Tanzvideos ihrer Töchter eingestellt hat. Denn Ying's 66-jährige Oma, Jing Fei, lebt in einer anderen Stadt, ist Rentnerin, geht selbst oft zum Tanzen in den Park und gehört zu den über 400 Mio täglichen Douyin Nutzern. Sie schaut sich aber nicht nur die Videos ihrer Enkelinnen an, weit gefehlt. Eigentlich war es sogar Ying's Oma, die mit TikTok Videos gestartet hat. "Seit ich Rentnerin bin, habe ich viel mehr Zeit", sagt sie. "Douyin macht mein Leben interessanter. Es fordert mich geistig, damit ich auch hier", sie tippt sich an den Kopf, "fit bleibe. Es ist gut, sich im Ruhestand mit so etwas beschäftigen zu können", erklärt sie. Außerdem gefällt ihr, dass "ganz normale Leute ihre Videos über ihr ganz normales Leben hochladen". Man braucht auch nicht lange zu üben, denn die Videos haben meist nur eine Länge von 15 Sekunden. Themen sind oft Streiche, Alltägliches, Karaoke, Haustiere oder eben Tanzen. Ying Fei hofft, dass sie durch ihre Tanzvideos berühmt werden kann und natürlich ganz viel Geld verdienen wird. Dann würde sie Oma Jing ein Haus in der Nähe kaufen, damit sie zusammen üben und Videos drehen können. Im roten Rock, versteht sich.

https://www.tagesschau.de/ausland/tik-tok-app-101.html: Obwohl Design, Entwicklung und Programmierung der App chinesisch sind, kam das Produkt erst verhältnismäßig spät nach China. Da gab es TikTok-Vorgänger Musical.ly bereits in Europa, USA und in anderen asiatischen Ländern. China sei ein ganz anderer Markt, erklärt Musical.ly-Gründer und TikTok-Chef Alex Zhu. Der Wettbewerb sei anders, viel intensiver. "Alle Unternehmen verbrennen Geld, um Influencer und Traffic zu kaufen. Es ist schlicht teuer, in China auf dem Markt zu sein. Man braucht ein großes Team und ein riesiges Budget. Darum haben wir am Anfang gesagt: Lass uns zuerst auf Länder außerhalb Chinas fokussieren", legt Zhu dar.
Seit 2017 läuft das Geschäft nun aber auch richtig in China. In dem Jahr kaufte das chinesische Unternehmen ByteDance TikTok (damals noch Musical.ly)
Keine Plattform wuchs 2019 so schnell wie TikTok. Nun versucht YouTube auf den Zug unterhaltsamer Kurzvideos aufzuspringen (mit seinen You Tube Shorts). Immerhin verschlief die aktuell noch weltgrößte Videoplattform schon Trends wie Videospiel- und Musik-Streaming. Während in China TikTok auch für Ältere ist, erfreut sich die Plattform im Western vor allem bei jungen Menschen großer Beliebtheit. Youtube will seine "Shorts" dabei in einen Feed integrieren und keine neue Plattform entwickeln. Gerade hier liegt das "Suchtpotenzial" von TikTok: Die maximal einminütigen Videos erfordern eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, bieten durch den endlos scheinenden Feed an Videos aber trotzdem stundenlange Unterhaltung. Als Erfolgsgarant nutzt TikTok dabei unter anderem Instagram- und YouTube-Influencer, die sich auf der Plattform breitmachen. Entsprechend hofft YouTube, über seine Stars Zuschauer an sich zu binden. Vor Ende 2020 ist aber nicht mit YouTube Shorts zu rechnen. Es wäre aber wichtig, um Konkurrenz zur aus Beijing stammenden Plattform zu haben, die natürlich einer zentralen Kontrolle unterliegt.

Kleingedrucktes zu meinen kleinen Geschichten: Personen, Namen, Handlungen und Zitate sind frei erfunden und nur ein neues Format meiner Bildkommentierungen, Beobachtungen, Gespräche und Recherchen.

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