23.06.2020

eine kleine Geschichte: Verkehrspolizei

Eine kleine Geschichte: Herr Li, der Verkehrspolizist

Herr Li ist Verkehrspolizist in Shanghai und hat immer viel tun, aber seit einem Jahr besonders viel. Denn da wurde eine Anordnung erlassen, dass Verkehrsregeln auch von Zwei-, Dreiradfahrern und Fußgängern beachtet werden müssen. Seitdem können sich Herr Li und seine Kollegen kaum mehr vor Arbeit retten. "Natürlich galten Verkehrsregeln schon vorher für alle Verkehrsteilnehmer", erzählt Herr Li "aber viele Menschen, die keinen Autoführerschein haben, kennen die Regeln gar nicht", weiss er. 

Deshalb wurde am Anfang auch auf "freundliche Aufklärung" gesetzt, was bedeutete: viel Polizeipräsenz auf Straßen und Kreuzungen, damit Verkehrsteilnehmer angehalten, aufgeklärt und gewarnt werden, dass ihr Verhalten zukünftig nicht toleriert werden wird: nein, bei ROT darf man NICHT über die Ampel fahren oder gehen. Als Scooter- oder Radfahrer darfst du NICHT in eine EINBAHNstrassen fahren, überhaupt müssen Fahrbahnrichtungs- oder andere Markierungen sowie Straßenschilder beachtet werden. Kreuzungen bitte nicht diagonal oder zu einem beliebigen Zeitpunkt, ohne zu gucken überqueren. Auch müssen motorisierte Zweiräder ordnungsgemäß zugelassen sein inklusive der Batterien, Windschutzvorrichtungen oder sonstigen selbstgetätigten Anbauten.

"Nicht immer zeigen sich die Verkehrsteilnehmer einsichtig", erzählt Herr Li und ein bisschen versteht er es auch, wenn sich Leute beschweren, dass sie nun große Umwege fahren müssen. Wenn er kann (und das geht nicht mehr oft, denn überall werden neue Kameras installiert), drückt Herr Li auch noch manchmal beide Augen zu, gerade bei älteren Verkehrsteilnehmern. "Aber auch die Alten müssen mit der Zeit gehen und sich an Regeln halten", fügt er dann aber streng hinzu "es dient zur eigenen Sicherheit und dem besseren Verkehrsfluss in Shanghai", so die Parole.

Inzwischen ist die Zeit der "freundlichen Aufklärung" vorbei, es werden Strafen und Punkte verteilt sowie Arbeitgeber informiert. Im Englischen wird von "crackdown" (Durchgreifen, Durchsetzen der Regeln) gesprochen. Seitdem geht es auf Shanghai's Straßen nun auch wirklich sehr viel disziplinierter zu.
Foto: Verkehrspolizei
"Jetzt habe ich wieder normal viel zu tun", erzählt er, denn auch die Corona-Sonderschichten sind seit Mai eingestellt, zu denen Herr Li Straßenkontrollen beaufsichtigen musste, damit Temperatur und Gesundheit-QRcodes der Autofahrer geprüft werden konnten. 

Sein heutiger Dienst hat wieder an der Zufahrt zur Yanan Hochstraße, Ecke Ruijin Strasse begonnen. Da steht er morgens ab 7 Uhr und schaut, wie sich der Berufsverkehr auf der Hochstrasse entwickelt. Wenn diese zu voll wird, sperrt er die Auffahrt einfach ab oder wie heute, öffnet nur eine Spur, um weniger Autos rauf zu lassen. "Das ist das effektivste Mittel", erklärt er und zuckt mit den Achseln "in Shanghai gibt es einfach zu viele Autos".
Foto: Hochstraßenauffahrt


Seine Arbeit macht Herr Li gern, jetzt sogar mehr als früher, denn die Arbeit ist sicherer geworden. Weil die Verkehrsteilnehmer mehr auf Regeln achten, werden auch die auf der Straße stehenden Verkehrspolizisten nicht mehr so häufig übersehen.

Kleingedrucktes zu meinen kleinen Geschichten: Personen, Namen, Handlungen und Zitate sind frei erfunden und nur ein neues Format meiner Bildkommentierungen.

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