19.01.2017

Weltkulturerbe

Leider bin ich nicht schlauer geworden im ganz neuen "Weltkulturerbe-Gebäude", weil es noch nicht geöffnet hat - die Bergfestung Namhansanseong (17. Jahrhundert) ist 2014 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen worden. Damit wurde sie zum 11. Welterbe in Südkorea www.kulturkorea.org/de/magazin-kultur-korea/unesco-weltkulturerbe-namhansanseong
Foto: Infozentrum zum Weltkulturerbe
Wie bekommt man den Titel "Weltkulturerbe"? Hier Auszüge aus einem Interview aus www.kulturkorea.org/de/unesco-weltkulturerbe-namhansanseong:

Die Ernennung zum Weltkulturerbe ist ein aufwendiger und komplizierter Prozess. Wie lange hat dies im Fall von Namhansanseong gedauert?
2009 gab es ein Treffen von Wissenschaftlern und Experten, um über Namhansanseong zu diskutieren. Damals habe ich betont, dass Namhansanseong eine Stadt innerhalb einer Bergfestung ist. Das war der Auslöser dafür, dass ich die Forschung und die Anfertigung der Berichte über Namhansanseong übernommen habe, die anschließend bei der UNESCO für die Begutachtung eingereicht wurden. Der Prozess hat insgesamt fünf Jahre gedauert.

Es gibt hauptsächlich drei relevante Organisationen: ICOMOS, IUCN und ICCROM. Ich habe ein Amt bei ICOMOS KOREA inne. ICOMOS umfasst ungefähr 8000 Mitglieder aus 160 Ländern. Der Prozess verläuft folgendermaßen: Die Wartezeit für eine Anmeldung beträgt ein Jahr. Nach der Anmeldung beginnt die grundlegende Forschung für ein Jahr, dann muss ein Bericht verfasst und abgegeben werden. Dieser Prozess dauert wieder ein Jahr. Dann kommt es zur Untersuchung durch die zuständige Expertengruppe der UNESCO. Wenn all diese Prozesse abgeschlossen sind, muss man noch ein Jahr warten. In dem darauffolgenden Jahr wird dann schließlich entschieden, ob das Kulturerbe in die UNESCO-Liste aufgenommen wird.

Können Sie Anekdoten erzählen, die den Prozess begleiteten?

Es gab Probleme wegen der Übersetzung des Berichts. Wir haben die Übersetzung bei einer Firma in Auftrag gegeben. Der Bericht musste bis zum 1. Februar 2012 abgegeben werden, aber im November 2011 haben wir eine Übersetzung bekommen, die so schlecht war, dass man sie nicht verwenden konnte. Von November 2011 bis 20. Januar 2012 haben Cho Hyo-Sang vom Amt für Kulturerbe und ich den gesamten Bericht noch einmal übersetzt. Seitdem habe ich weiße Haare und muss sie färben lassen (lacht).

Der Konflikt mit den Bewohnern war auch dramatisch. Ungefähr 30 Prozent der Bewohner in Namhansanseong gehören nicht zu den alteingesessenen Bewohnern oder deren Nachfahren, sondern sind später, in den 1980er Jahren zugezogen. Sie sind vielfach Besitzer illegal errichteter Gebäude. Aus diesem Grund befürchteten sie Nachteile gegenüber den alteingesessenen Bewohnern, wenn Namhansanseong UNESCO-Welterbe würde. Trotz diverser Aufklärungsbemühungen von unserer Seite haben sie einen Pastor als Leiter ihrer Gruppe eingesetzt und einen Beschwerdebrief an die UNESCO gesendet, um Argumente gegen die Aufnahme von Namhansanseong in die Liste des UNESCO-Welterbes vorzubringen. Die UNESCO hat den Brief aufgrund mangelnder inhaltlicher Relevanz ignoriert und zurückgeschickt. Im Juni 2012 hatte ich den Bericht fertiggestellt und war sehr erschöpft. Spaßeshalber fragte ich Prof. Lee Hye-Eun, die Direktorin des Projektes, wozu ich all dies mache. Sie sagte: Für Korea und für Ihre Mitmenschen! Ihre Antwort weckte in mir ein neues Verantwortungsbewusstsein, das gleiche Bewusstsein, das ich während des Militärdienstes verspürte, als ich noch jung war. Also, ich arbeite bis heute für Korea und meine Mitmenschen.

Warum ist Namhansanseong als Kulturerbe wichtig?

Es gibt viele Gründe, aber ich werde die spezielle Bautechnik von Namhansanseong erwähnen. Die äußere Mauer von Namhansanseong wurde entlang eines Berghangs gebaut, anders als in China, wo man normalerweise auf ebener Erde gebaut hat. In Korea umschloss die Mauer nicht die gesamte Festungsanlage, da man sich die Natur, in diesem Fall die Neigung des Berghangs, zunutze machte. Der Berg schützte die Rückseite der Festung auf natürliche Weise. Diese Bautechnik nennt sich Pyon-Chuck-Technik. Der Zwischenraum zwischen dem Berghang und der Mauer wurde mit Steinen und Erde gefüllt, das ist die Nae-Tak-Technik (Fülltechnik). In China wurde die äußere Mauer normalerweise im 90-Grad-Winkel gebaut und in Japan im 60-Grad-Winkel. Aber in Korea sieht man eine Mischung aus beidem. Bis zur mittleren Höhe der Mauer wurde die Toemulim-Technik verwendet, d.h. die Mauer wurde stufenweise miteinander verhakt, um das Gewicht der Füllung abzufedern. Die zweite Mauerhälfte wurde glattflächig in die Höhe gebaut (Gupdori-Technik), um den Feinden eine Eroberung der Mauer zu erschweren. Das war einer der Gründe dafür, dass Namhansanseong zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde.

Die neun Tempel innerhalb von Namhansanseong hatten auch wichtige Funktionen. Sie dienten den Mönchen nicht nur als Residenz oder als Orte buddhistischer Zeremonien, sondern auch als Waffenkammern. Es wurde ein Dokument gefunden, auf der die Menge und die Arten der Waffen aufgelistet wurden. In den Tempeln wurden auch die Nahrungsmittelreserven für drei Jahre aufbewahrt. Jeder Tempel hatte einen Brunnen für den Notfall einer Brandbekämpfung. Während der japanischen Herrschaft (1910 – 1945) wurden alle neun Tempel bombardiert; nur der Jang-Gyong-Sa ist bis heute erhalten.

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