05.02.2016

Emotionen

Beim Fussball merkt man keinen Unterschied zwischen westlicher und östlicher Kultur. Da wird angefeuert, gegrölt und gejubelt. Ansonsten ist das Zeigen von Emotionen jedoch einer der fundamentalen Unterschiede.
Foto: Fussballemotionen

In Korea gibt es darüber hinaus ein nur hier bekanntes Konzept: HAAN. Es lässt sich nicht wirklich übersetzen. Versucht man es bedeutet es soviel wie "unterdrückter Ärger", aber die kulturspezifische Bedeutung ist weitaus komplexer. Wir haben sie in unserem 1tägigen kulturellen Training nicht wirklich verstanden - trotzdem hier der Versuch: viele Koreaner zeigen nur selten negative Emotionen (wenn dann aber richtig, siehe letzter Absatz). Als Folge seiner geographisch-strategischen Lage zwischen Russland, China und Japan wurde Korea häufig von seinen Nachbarländern überfallen und besetzt. Dieses sozialpolitische Klima machte es für Koreaner gefährlich, ihren Unmut und ihre Beschwerden gegenüber den mächtigen Nachbarländern offen auszudrücken. Umgekehrt begünstigte diese politische Situation ein besonderes Gemeinschaftsgefühls zwischen Koreanern, das auch zum HAAN gehört. Trotz der negativen Konnotation seiner wörtlichen Übersetzung besitzt HAAN für Koreaner daher eine positive Bedeutung, denn HAAN ist eine Motivationsquelle, zu wissen, dass Not und Mühsal überwunden werden können (aus: Handbuch Stress und Kultur: Interkulturelle und kulturvergleichende Perspektiven, Autoren Petia Genkova, Tobias Ringeisen, Frederick T. L. Leong)

Und manchmal schäumen sie dann aber auch über und unterdrücken gar nichts mehr, die Koreaner, werden laut und rabiat. So kürzlich bei einem Mercedes Kunden geschehen, der sein Auto vor der Mercedes Zentrale in Seoul abgestellt hat und es sehr öffentlichkeitswirksam mit einem Golfschläger zertrümmert hat, um seinem Ärger über das schlechte Produkt und den schlechten Service Ausdruck zu verleihen. Oder beim Zoll am Flughafen, wo ein Koreaner so lautstark protestierte als sein Koffer geöffnet werden soll, dass man dachte ihm wird etwas angetan (vielleicht war er aber auch nur betrunken... eine weitere koreanische Besonderheit, über die ein anderes Mal berichtet wird).

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