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Bücher bestehen hauptsächlich aus Papier. Papier ist (eigentlich) ein natürliches Produkt. Es besteht aus pflanzlichen Fasern, den Cellulosefasern. Diese Fasern sind wichtig für die Festigkeit und die Haltbarkeit des Papiers.
Um ein Blatt Papier zu produzieren, wird der Zellstoff (aus den Cellulosefasern) mit sehr viel Wasser vermischt, das Ganze wird gesiebt und getrocknet. Damit das Papier genutzt und beschriftet werden kann, muss es versiegelt werden. Dafür werden verschiedene Chemikalien auf die Oberfläche des Papiers aufgetragen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Leimung – nicht zu verwechseln mit dem Leim, der am Ende zur Buchbindung verwendet wird.
In der industriellen Papierherstellung besteht das Papier nicht nur aus natürlichen Faserstoffen. Bis zu 30 Prozent sind künstliche Füllstoffe.
Der Geruch von Büchern hängt eng mit der Beschaffenheit und der Leimung des Papiers zusammen. Man kann dabei drei verschiedene Gerüche von Büchern unterscheiden.
Der erste ist ein künstlicher Geruch, der einem in die Nase steigt, wenn man ein neues Buch aufschlägt. Er kommt daher, dass das Papier einen hohen Anteil künstlicher Hilfsstoffe hat. Warum diese synthetischen Zusätze? Die Hilfsstoffe machen das Papier geschmeidig und weich, sie geben ihm eine besonders glatte Oberfläche.
Der zweite Geruch schlägt einem oft in Archiven oder Bibliotheken entgegen: eine stechender Geruch, fast ein bisschen säuerlich. Er kommt daher, dass das Papier bis 1990 sauer geleimt wurde. Durch die Abbaureaktionen unter den sauren Bedingungen bilden sich verschiedene, stechend riechende Verbindungen, wie zum Beispiel Essigsäure. Da die Säuren des Leims die Cellulosefasern – und damit das wichtigste Material des Papiers – angreifen, gefährden sie den Erhalt der Bücher. Restauratoren arbeiten deshalb an der Entsäuerung des Papiers, um es haltbar zu machen. Heutzutage wird die Leimung meist im neutralen oder schwach alkalischen pH-Bereich durchgeführt.
Bücher, die sehr alt sind, sind in der Regel nicht entsäuert. Woher kommt jetzt der muffige Geruch? Wie bereits erwähnt, besteht das Papier aus den pflanzlichen Cellulosefasern. Dinge aus der Natur lassen sich erfahrungsgemäß nicht ewig erhalten, irgendwann verfallen sie. Würde man Papier auf einen feuchten Kompost legen, so wäre es irgendwann verrottet. Denn auf dem Kompost tummeln sich unzählige Mikroorganismen wie Pilze, Bakterien oder Kleinstlebewesen, die alles Natürliche zersetzen.
Eine dunkle, trockene und kühle Lagerung ist deshalb (neben der Entsäuerung des Papiers) die Grundvoraussetzung für den Erhalt von Büchern. Man schafft ihnen damit eine Umgebung, in der sich möglichst wenige Mikroorganismen ansiedeln, die zu einer Gefahr für die Cellulosefasern werden könnten. Aber: Auch wenn sich in Antiquariaten oder in Omas Keller nicht so viele Mikroorganismen wie auf einem Komposthaufen befinden, so reichen sie doch aus, um den Zersetzungsprozess anzustoßen – zumal in Kellern oder anderen Lagern oft jahreszeitlich bedingt eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Wenn Bücher also muffig riechen, ist das ein Zeichen der einsetzenden Verrottung.
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